Früher wäre Ouellet mit Moratoriums-Plan durchgekommen

Bischof Overbeck: "Basta-Kommunikation" Roms ist gescheitert

Veröffentlicht am 28.11.2022 um 15:34 Uhr – Lesedauer: 

Köln/Essen ‐ Beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom hat der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck eine veränderte Gesprächskultur im Vatikan wahrgenommen. Diese sei aber noch nicht bei allen Spitzenvertretern der Kurie angekommen.

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Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betrachtet die "Basta-Kommunikation" des Vatikan als gescheitert. "Wir haben den Plan eines 'Moratoriums' verhindert, den der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, verfolgt hat – ganz nach altem Muster", sagte Overbeck in einem Interview des Kölner Stadt-Anzeigers (Montag). "Früher wäre er wahrscheinlich damit durchgekommen, aber nicht mehr heute." Einige wenige deutsche Bischöfe seien ihm "bereitwillig gefolgt, aber die große Mehrheit hat sehr klar gesagt, das machen wir nicht mit." Die Themen erforderten es, auf dem Synodalen Weg weiterzugehen. Das wüssten auch Kurienvertreter wie Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. "Eine Totalverweigerung würde nicht nur in Deutschland zu einem Aufstand der Gläubigen führen, sondern auch in vielen anderen Teilen der Welt Proteste hervorrufen", so Overbeck. Die Umsetzung der Reformanliegen sei jedoch ein mühevoller Prozess, der auch eine spirituelle Begleitung und Erneuerung erfordere.

Vom 14. bis zum 18. November waren die deutschen Bischöfe zu Gesprächen mit den Vatikanbehörden und dem Papst in Rom. Diözesanbischöfe sind verpflichtet, in der Regel alle fünf Jahre gegenüber dem Papst einen Bericht über die Situation in ihrem Bistum abzugeben. Den Abschluss der Gespräche bildete ein inderdikasterielles Treffen der deutschen Bischöfe mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dem Präfekten des Glaubens-Dikasteriums, Kardinal Luis Ladaria und dem Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe, Marc Ouellet. Letztere hatten deutliche Kritik am Synodalen Weg geäußert. Ouellet schlug unter anderem ein Moratorium für den Reformprozess vor, das von den deutschen Bischöfen jedoch abgelehnt wurde.

Overbeck: Tendenz eines neuen Antimodernismus

Grundsätzlich gebe es in vielen Dikasterien bereits gute Gesprächskultur, so der Essener Bischof. "Daneben aber gibt es, zugegeben, schon noch ein eher altmodisches Auftreten mancher Spitzenvertreter der Kurie, die nicht sonderlich am Austausch interessiert sind oder die nicht einen Deut an althergebrachten Mustern rütteln lassen wollen." Er erlebe die Tendenz eines neuen Antimodernismus in der Kirche, der die Schuld für alle Probleme in der "Anpassung an den Zeitgeist" suche. "Synodalität ist für viele Kuriale immer noch ein herausforderndes Thema", sagte Overbeck. "Sicherlich hoffen manche, dass es unter einem neuen Papst wieder von der Tagesordnung verschwinden wird." Die Vorstellung, die Minderheit der Reformgegner müsse "nur lange genug in Rom intervenieren, und dann würden irgendwann schon alle zur Ordnung gerufen oder auf Linie gebracht" ist aus Sicht des Essener Bischofs verfehlt: "Damit ist es vorbei." Selbst wenn sich auf diesem Wege der eine oder andere "vermeintliche Erfolg" etwa in Form von römischen Dekreten einstelle, "dann werden das Pyrrhus-Siege sein".

Angesprochen auf eine weiter ausstehende Antwort von Papst Franziskus zum Rücktrittsgesuch des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki sagte Overbeck, der Papst gehe als Jesuit strikt nach den geistlichen Regeln seines Ordensgründers Ignatius von Loyola vor, die besagte, niemals unter Druck zu entscheiden. "Ganz gleich, wie man dazu steht: Wir müssen die Entscheidung des Papstes jetzt abwarten." Er wisse nicht, ob hinter der Entscheidung auch ein kirchenpolitisches Kalkül stecke. "Aber die Zeiten, da sich über Personalfragen noch kirchenpolitische Richtungsentscheidungen forcieren ließen, sind ziemlich vorbei."

Zuvor hatte Overbeck bereits in einem vom Bistum veröffentlichten Interview geschildert, dass die Gespräche beim Ad-limina-Besuch kein Hindernis für die Diskussionen beim Synodalen Weg seien. In den Gesprächen sei deutlich gemacht worden, welche Themen als "nicht-verhandelbar" gelten. "Das ist aber kein Stoppschild für die wichtigen und notwendigen Diskussionen, die wir auf dem Synodalen Weg zu diesen Themen führen – z.B. die Frage der Öffnung des Zugangs zu Weiheämtern", betonte der Ruhr-Bischof am Mittwoch. (cbr)