Frauen dank Feminismus seltener ungewollt schwanger

Alice Schwarzer: Vatikan sollte Feministinnen dankbar sein

Veröffentlicht am 01.12.2022 um 12:16 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Zürich ‐ "Niemand hat so viel für die Abschaffung der Abtreibung getan wie wir Feministinnen", sagt Alice Schwarzer. In Deutschland gebe es immer weniger Ärzte, die bereit seien, unter dem Druck der katholischen Kirche Abtreibungen durchzuführen.

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Aus Sicht der Publizistin Alice Schwarzer sollte der Vatikan Feministinnen für deren Einsatz zu Verminderung von Abtreibungen dankbar sein. "Also, eigentlich müsste der Vatikan sagen: Vielen Dank, liebe Feministinnen, dass ihr gegen die von uns nicht erwünschte Abtreibung so viel getan habt", sagte Schwarzer in einem Interview der "Neuen Zürcher Zeitung" (Donnerstag). Sie begründete das damit, dass Frauen dank des Feminismus seltener ungewollt schwanger würden. "Sie haben eine selbstbestimmtere Sexualität, weil sie unabhängiger und aufgeklärter sind, weil sie auch gelernt haben zu sagen, was sie wollen und was nicht", betonte Schwarzer. "Niemand hat so viel für die Abschaffung der Abtreibung getan wie wir Feministinnen!"

Gleichzeitig gebe es heute teilweise bereits ganze Bundesländer wie Bayern, "wo man praktisch keinen Arzt findet, der es unter dem Druck der katholischen Kirche noch wagt, abzutreiben". Als Grund dafür, dass Abtreibung heute wieder stark angefochten werde, nannte Schwarzer christliche Fundamentalisten, die diese Politik vorantrieben. "In Amerika sind es die Evangelikalen, 80 Prozent von ihnen haben Trump gewählt bei der vorletzten Wahl. Und er hat geliefert", so Schwarzer. In einem Zeitungsartikel hatte sich die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, bereits im Juli betont, es sei "sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird". Insbesondere im ländlichen Raum sei das derzeit jedoch nicht der Fall. Zugleich bekräftigte sie, dass ein Schwangerschaftsabbruch aus Sicht des ZdK nicht als reguläre medizinische Dienstleistung betrachtet werde. An den Aussagen Stetter-Karps hatte es vor allem von konservatiken Katholiken deutliche Kritik gegeben.

Die 79-jährige Alice Schwarzer ist Gründerin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift "Emma". 2021 kürte die Zeitschrift Papst Franziskus zum "Sexist Man Alive". "Auch dieser Papst ist Chef eines Apartheidsystems, in dem Frauen Menschen zweiter Klasse sind", hieß es in der Begründung für den Sexisten-Award. (cbr)