Erzbistum Köln bestätigt: Pressesprecher geht zum Jahresende
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki muss sich im kommenden Jahr einen neuen Pressesprecher suchen. Der Vertrag mit dem aktuellen Sprecher Jürgen Kleikamp laufe zum Ende des Jahres aus, teilte das Erzbistum Köln der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag mit. Darüber habe der Generalvikar als Leiter der Bistumsverwaltung den Erzbischöflichen Rat – ein Beratungsgremium des Kardinals – informiert. Kleikamp selbst sagte der KNA am Freitagvormittag erneut, bisher habe er von Generalvikar Guido Assmann "nichts Offizielles" über eine Einstellung des Vertrags gehört. Weiter wollte er dies nicht kommentieren. Am Abend zuvor hatte er die Bistumsverwaltung mit den Worten kritisiert: "Es ist Volkssport im Generalvikariat, immer über die Leute herzuziehen, ohne mit ihnen selbst zu sprechen."
Der pensionierte WDR-Journalist hatte die Aufgabe im März "übergangsweise" übernommen, hieß es damals. So könne man sich "intensiv auf die Suche nach einem neuen Kommunikationsdirektor konzentrieren". Er habe zunächst einen Vertrag mit dem Generalvikar für sechs Monate geschlossen, der sich automatisch immer um einen Monat verlängere, wenn er von keiner Seite gekündigt werde, sagte Kleikamp der KNA. Grund für die Kündigung soll laut "Kölner Stadt-Anzeiger" die Unzufriedenheit vieler leitender Kirchenleute mit Kleikamps Arbeit sein. So habe es Kirchenkreisen zufolge Kritik aus "der gesamten Bistumsführung" vor allem an einer Pressemitteilung gegeben, in der der Verwaltungsmitarbeiterin Hildegard Dahm mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht wurde. Dahm hatte in einem Interview geschildert, dass sie bereits 2015 Kardinal Woelki eine Information über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pilz zugeleitet habe.
Die Kölner Staatsanwaltschaft leitete daraufhin Ermittlungen gegen Woelki wegen des Vorwurfs der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung ein. Der Kardinal hatte nämlich an Eides statt erklärt, er sei erst Ende Juni 2022 mit dem Fall Pilz befasst worden. Laut "Stadt-Anzeiger" hatten sich "führende Bistumsvertreter" danach über "inakzeptables, bistumsschädigendes Vorgehen" beklagt und Kleikamp "eigenmächtiges Vorgehen" vorgeworfen. Kardinal Woelki wiederum habe sich auf die Position zurückgezogen, die Pressemitteilung zu Dahms Interview sei mit ihm nicht abgestimmt gewesen. Er habe den Text nicht freigegeben.
Erzbistum nennt Grund nicht
Das Erzbistum Köln wollte den Grund für die Vertragsbeendigung auf KNA-Anfrage nicht nennen. Zu Personalangelegenheiten erteile man keine Auskunft, hieß es. Die Verwirrung um den Pressesprecher trifft Deutschlands mitgliederstärkste Diözese kurz vor zwei viel beachteten Gerichtsterminen. Am Dienstag verhandelt das Landgericht Köln über die Schmerzensgeldklage eines Missbrauchsbetroffenen gegen das Erzbistum; tags darauf geht ein presserechtliches Verfahren zwischen der "Bild"-Zeitung und Kardinal Woelki mit einer weiteren Zeugenvernehmung in die nächste Runde.
In Woelkis achtjähriger Amtszeit haben sich Erzbischof und Erzbistum von einer ganzen Reihe von Führungskräften getrennt. Zuletzt musste die Geschäftsführerin der vom Kardinal geförderten Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), Martina Köppen, ihren Hut nehmen. Sie hat Klage gegen das Erzbistum vor dem Arbeitsgericht eingereicht. Auch an der Spitze der Medienabteilung gab es in Woelkis Amtszeit bereits fünf verschiedene Direktoren, die zum Teil schon nach wenigen Monaten wieder gingen. Kleikamp war nur Sprecher, die Medienabteilung wird derzeit von einem Trio "übergangsweise" geleitet. (KNA)