Standpunkt

Es braucht ein Moratorium für unqualifizierte Vatikan-Papiere

Veröffentlicht am 12.12.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Ankündigung, dass der Vatikan an einer Stellungnahme zur Gendertheorie arbeitet, beunruhigt Pater Max Cappabianca. Er hofft, dass die deutschen Interventionen in Rom ankommen, damit vatikanische Wortmeldungen wieder ernstgenommen werden können.

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Der Vatikan arbeite an einer Stellungnahme zur Gendertheorie. Diese Neuigkeit verriet Bischof Georg Bätzing bei einer Pressekonferenz zum Abschluss des Ad-Limina-Besuchs in Rom. Die Meldung ist Anlass zur Beunruhigung, wenn man an das 2019 veröffentlichte Dokument der damaligen Bildungskongregation "Als Mann und Frau schuf er sie" denkt. Zwar hieß es im Untertitel der Publikation damals vielversprechend "Für einen Weg des Dialogs zur Gender-Frage im Bildungswesen". Doch das Dokument wurde dem Anspruch nicht einmal ansatzweise gerecht – im Gegenteil: Es wurde außerhalb der kirchlich-rechtgläubigen Blase nicht ernstgenommen, weil es zum Teil veraltete Positionen "bekämpfte", oft klischeehaft argumentierte und einem biologistischen Menschenbild verhaftet blieb. Von Dialog oder einem gemeinsamen "Weg" keine Spur.

Bischof Bätzing verriet der Presse allerdings nur, dass er davon "gehört" habe, dass ein solcher Text in Arbeit sei. Er selbst habe darum gebeten, das kirchliche Lehramt möge in dem Text "differenziert" argumentieren und nicht pauschal gegen eine "Gender-Ideologie" polemisieren. Eine kollegiale Konsultation mit den Bischofskonferenzen sieht anders aus. Ich bin jedenfalls dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz für seine Intervention dankbar, auch wenn zu befürchten steht, dass sie nichts bringt.

Man möchte dem Vatikan fast ein Moratorium vorschlagen und die Publikation eines solchen Textes erst einmal unterlassen, um nicht weiter mit unqualifizierten Papieren die "Gemeinschaft der Kirche zu verletzen" (wie es Kardinal Marc Ouellet, Präfekt des Bischofsdikasteriums, seinerseits der Deutschen Kirche mit ihrem Synodalen Weg pauschal vorgeworfen hatte).

Ich hoffe jedenfalls, dass die warnende Stimme des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz von den vatikanischen Gesprächspartnern ernstgenommen wird und vor der Veröffentlichung eines solchen Textes es zu einem echten Dialog mit Wissenschaft und Gesellschaft, und vor allem mit sogenannten "Betroffenen" kommt. Die einzige Chance, damit vatikanische Wortmeldungen auch wieder ernstgenommen werden.

Von Pater Max Cappabianca

Der Autor

Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.