Rottenburg-Stuttgart beauftragt Ansprechpartnerin für Trans-Personen
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart möchte transsexuelle Menschen aus pastoraler und ethischer Sicht unterstützen. Im Rahmen eines einjährigen Modellprojekts wurde dazu die Theologin und promovierte Sozialethikerin Ursula Wollasch als unabhängige Ansprechpartnerin für "transsexuelle Menschen und für alle, die sich der Queer-Community zugehörig fühlen" beauftragt, wie die Pressestelle der Diözese mitteilte. "Das Projekt ist ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung und für Wertschätzung, Respekt und Toleranz", sagte Wollasch demnach. Sie stehe für eine in Freiheit und Verantwortung gelebte Sexualität und für gelingende Beziehungen sowie für Teilhabe in Kirche und Gesellschaft ein.
Ziel des jetzt begonnen Projekts "Transsexuelle Menschen pastoral und ethisch begleiten" ist es laut Diözese, queere Menschen dabei zu unterstützen, "ihre geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung in Freiheit und Verantwortung zu leben, in der Beziehung zu sich selbst, zu ihren Mitmenschen und zu Gott". Auf Grundlage der Begegnung mit diesen Menschen würden darüber hinaus konzeptionelle Überlegungen für eine geschlechtersensible Pastoral und Ethik angestellt. Geplant sei weiterhin eine Studie, in der die Projektergebnisse skizziert werden können. Das Modellprojekt steht laut Bistum nicht im Zusammenhang mit der bereits eingerichteten Stelle einer Ansprechperson für homosexuelle Männer und Frauen. Diese Stelle soll demnach zu Beginn des kommenden Jahres besetzt werden.
"OutInChurch" forderte Stelle für Queerpastoral
Zuvor hatte die Initiative "OutInChurch" den Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst zu einem Gespräch aufgefordert. "Ihre bisherige Weigerung, in einen echten Dialog mit uns oder anderen queeren Personen zu kommen, zeigt uns, dass keine ernsthafte Auseinandersetzung mit unseren Anliegen und Lebenswelten geschieht", hieß es in einem Schreiben der Initiative aus dem September. "OutInChurch" forderte den Bischof darin unter anderem auch dazu auf, eine Stelle für queere Pastoral im Bistum einzurichten, die auch innerkirchliche Aufklärungs- und Bildungsarbeit beinhalte. "Selbst wenn die Änderung der Sexuallehre auf weltkirchlicher Ebene eine äußerst komplexe Aufgabe ist, geht es darum, hier vor Ort glaubwürdige Schritte zu gehen und einen Mentalitätswechsel zu vollziehen", heißt es in dem Schreiben. Auch der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes hatte Kritik an der fehlenden LGBTQ-Stelle geäußert. Er halte ein solches Seelsorgeangebot für überfällig und verstehe nicht, "warum das so lange dauert".
In seinem Antwortschreiben an "OutInChurch" hatte Fürst angekündigt, ein Beratungs- und Seelsorgeangebot für homosexuelle und queere Menschen schaffen zu wollen. Die Beratungsstelle für Homosexuelle sei bereits geschaffen, allerdings noch nicht besetzt. Die für queere Personen werde aktuell vorbereitet und zum Jahresbeginn realisiert. "Die Besetzung der Stelle durch eine Person mit entsprechender Expertise ist gesichert", so Fürst. (cbr)