Forscher wollen Rätsel lösen

Vom Papst "unter Tränen" getadelt: Was geschah im Kloster von Cabrera?

Veröffentlicht am 21.12.2022 um 16:36 Uhr – Lesedauer: 

Palma ‐ Das älteste Kloster der Balearen gibt gleich mehrere Rätsel auf: Warum hat der Papst höchstpersönlich die Mönche von Cabrera "unter Tränen" gemaßregelt? Forscher konnten bislang nur spekulieren – nun wollen sie es genau wissen.

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"Unter Tränen" maßregelte Papst Gregor der Große im 7. Jahrhundert die Mönche auf der spanischen Insel Cabrera; wofür, ist allerdings nicht überliefert. Ein Forscherteam um den Archäologen Mateu Riera will nun das Rätsel um das älteste Kloster der Balearen knacken, wie die "Mallorca-Zeitung" berichtet. Finanziert wird das auf fünf Jahre angelegte Projekt vom Bistum Mallorca.

"Uns hat die Nachricht erreicht, dass die Mönche des Klosters auf der Insel Capria, die in der Nähe von Maiorica liegt, das ebenfalls eine Insel ist, ihr Leben verschiedenen Verbrechen ausgesetzt haben, die zeigen, dass sie, anstatt Gott zu dienen, für den alten Feind kämpfen, und das sagen wir unter Tränen", schrieb Papst Gregor (um 540-604) im Jahr 603 unter Verwendung der alten geografischen Bezeichnungen für die beiden Eilande. Was ihn so erboste, versucht der Archäologe Riera zusammen mit seinem Team zu ergründen.

"Die Tatsache, dass sich ein Papst mit den Mönchen beschäftigt hat, ist ein Beleg, dass wir es mit keinem unwichtigen Kloster zu tun haben", so Riera. Mit dem Archipel südöstlich von Mallorca hätten die Mönche im 5. Jahrhundert eine gute Wahl für reichlich Handel getroffen: Über den Naturhafen wurde Marmor aus Griechenland, der Türkei, Algerien und Italien importiert. Auch Amphoren für Wein oder Lampen aus Glas gelangten von weither nach Cabrera.

Ein Leben in Saus und Braus?

Die Gottesmänner lebten von Acker-, Weinbau und Fischfang, hielten Ziegen und Schafe. Und: Sie produzierten offenbar den wertvollen Farbstoff Purpur. Davon zeugen in großer Zahl entdeckte Gehäuse von Meeresschnecken, die noch lebend geknackt wurden, um an die Drüsen der Tiere zu gelangen. Der abgesonderte Schleim wird in einem aufwendigen Verfahren zu dem kostbaren Purpur verarbeitet, der damals den Eliten vorbehalten war. So ließen Senatoren ihre Toga mit Purpurstreifen aufwerten. Womöglich verwendeten die Mönche den Farbstoff auch für Textilien, mit denen die Altäre der Kirche geschmückt wurden.

Marmor, Wein-Amphoren, Purpur: Vielleicht lebten die Mönche nach päpstlicher Auffassung in Saus und Braus und zogen durch die Laster der Genusssucht und Maßlosigkeit den Zorn Gregor des Großen auf sich? Denkbar, aber letztlich Spekulation, sagt Wissenschaftler Riera.

Völlig im Dunkel der Geschichte liegt auch das Ende des Klosters. Wurde es im 7. Jahrhundert aufgegeben oder bestand es noch Jahrhunderte fort? "Das ist eines der Rätsel, das ich gern lösen möchte", so der Archäologe. Ab dem 8. Jahrhundert gab es die ersten Angriffe der Araber, die Mallorca aber erst Anfang des 10. Jahrhunderts vollständig eroberten. Im 9. Jahrhundert überfielen zudem die Wikinger die Insel. Spuren größerer Feuer oder sonstiger Gewalt seien jedoch bislang nicht aufgetaucht. Klar ist jedenfalls, dass Cabrera bis ins 13. Jahrhundert das einzige Kloster auf den Balearen haben sollte. Dann, mit Eroberung durch den Katalanen Jaume I., begann auch die Christianisierung der großen Inseln. (KNA)