Weihnachtsgottesdienste: Viele Kirchen bleiben ungeheizt
Gefeiert wird die Geburt des Gottessohnes in einem Stall. Warm dürfte es dort nicht gewesen sein. Doch wenn die Christen in Deutschland ihre Weihnachtsgottesdienste besuchen, verbinden sie damit meist Licht, Wärme und Wohligkeit.
Das könnte in diesem Jahr allerdings in vielen Kirchen des Landes anders sein – auch wenn die Außentemperaturen laut Wetterbericht nicht so tief fallen werden wie in den vergangenen Wochen. Nicht nur im Kölner Dom, der über keinerlei Heizung verfügt, muss man sich in den kommenden Tagen warm anziehen, wenn man keine kalte Nase oder keine kalten Füße bekommen will. Auch im Erzbistum Paderborn und anderen Bistümern bleiben die Heizungen in Kirchen und Kapellen aus – selbst in vielen Domen wird keine Ausnahme gemacht. Wichtig ist dann, dass es in den Herzen warm wird – wie es in einem Weihnachtslied heißt.
18 Bistümer mit Handlungsempfehlungen
Schon seit September haben 18 katholische (Erz-)Bistümer und weitere evangelische Landeskirchen Handlungsempfehlungen für das Energiesparen in schwierigen Zeiten erarbeitet – und zwar in Abstimmung mit den jeweiligen Umwelt-, Orgel- und Kunstabteilungen.
Dabei sind die Gotteshäuser klimatechnisch komplizierte Gebilde. Das gilt schon wegen der Größe und des Alters – aber auch, weil hier Grundvollzüge christlichen Lebens stattfinden und die Sensibilität besonders groß ist.
Keine Kirche ist wie die andere, sagt Sabine Jellinghaus vom Netzwerk "Energie und Kirche" in Mülheim an der Ruhr, das Bistümer und evangelische Landeskirchen beim Energiesparen berät und die Empfehlungen mit erarbeitet hat. Schon allein wegen Größe und Baumaterialien haben Kirchen meist ein sehr träges Temperaturverhalten: Altes Mauerwerk braucht durchaus zehn Stunden, um nur ein Grad wärmer zu werden. Auch die Luftfeuchtigkeit ist zentral für den Erhalt von Kunstwerken oder der Bausubstanz.
Die Basistemperatur vieler Gotteshäuser bewegt sich meist zwischen 8 und 12 Grad; sie sollte laut Experten in erster Linie danach ausgerichtet sein, wie Orgeln, Kunstwerke und Bausubstanz erhalten und vor Schimmel oder Austrocknung bewahrt werden können. In ihren Handlungsempfehlungen raten die Bistümer jetzt: Erst wenn die Luftfeuchtigkeit in den Gebäuden über 70 Prozent beträgt, sollen die Heizungen wieder laufen – aber nur auf einem Mindestmaß.
So wenig wie möglich heizen, Kirchen nicht anstrahlen – das sind allerdings nicht die einzigen Möglichkeiten, zu denen Bistümer und Gemeinden raten. Etwa das Bistum Trier: Es rät, Gottesdienste auf weniger Kirchen zu konzentrieren. Pfarreien und Pfarreigemeinschaften sollten zwei Kirchen auswählen, die in diesem Winter für Gottesdienste auf höchstens 11 Grad Celsius beheizt werden sollen. Außerhalb der Gottesdienstzeiten und für alle anderen Kirchen gilt eine Höchsttemperatur von 6 Grad Celsius. Empfindliches Inventar soll nach Möglichkeit an einen trockenen, beheizten Ort gebracht werden.
Gottesdienste in Pfarrzentren und -heime verlegen
Die Energiesparexperten aus Mülheim an der Ruhr haben zudem vorgeschlagen, Gottesdienste in besser heizbare Pfarrzentren und Pfarrheime zu verlegen. Kirchenbesucher könnten auch darum gebeten werden, sich entsprechend warm anzuziehen, heißt es. Zudem könnten Heizkissen oder Decken bereitgestellt oder mitgebracht werden. Ganz unkonventionell reagiert der Paderborner Weihbischof Dominicus Meier auf die neue Situation: Er wolle die Länge seiner Predigt in der Christmette im ungeheizten Paderborner Dom anpassen, zitiert ihn die "Bild" am Freitag.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat zugleich deutlich gemacht, dass es beim Energiesparen der Kirchen an Weihnachten auch mal eine Ausnahme geben darf. Wenn Gemeinden sagten, "Heiligabend und Weihnachten leisten wir uns eine höhere Temperatur, um Menschen nicht vom Besuch der Weihnachtsgottesdienste abzuhalten, die ja sehr beliebt sind", trage er das gerne mit, sagte Bätzing im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Kirchengemeinden entschieden das letztlich selbst, da die Kirchen in ihrem Eigentum seien, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.