Caritas: Riesige Finanzierungslücke bei Hilfsgeldern

Die Caritas beklagt eine riesige Finanzierungslücke bei Hilfsgeldern für Menschen in Not. 2022 sei weltweit nicht einmal die Hälfte der benötigten Hilfsgelder bereitgestellt worden, erklärte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, am Samstag in Freiburg. Die Hilfen für die Ukraine dürften nicht von anderen Krisen ablenken.
"In Afghanistan sind mehr als 20 Millionen Menschen akut von Hunger bedroht. In Somalia verschärfen Konflikte, der Klimawandel und Preissteigerungen die Not so sehr, dass ein Drittel der Bevölkerung humanitäre Hilfe benötigen", erläuterte Müller. Weltweit seien 2022 mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen, so viele wie nie zuvor. "Die Situation ist dramatisch", sagte er. Es brauche dringend mehr weltweite Solidarität, um die Not der Menschen zu lindern. "Falls nicht, drohen der Welt noch mehr Krisen und Konflikte", so Müller. Das bedeute, dass noch mehr Menschen hungern oder fliehen müssten.
Rotstift bei humanitärer Hilfe "zu kurz gedacht"
Laut Caritas international, dem Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, brauchen schon jetzt weltweit mehr als 300 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Die Hälfte davon seien Kinder. 80 Prozent dieser Menschen lebten in nur 20 Ländern. Um diesen Menschen ausreichend zu helfen, hätte es laut der Vereinten Nationen 2022 insgesamt 51,7 Milliarden US-Dollar benötigt, rechnete Müller vor. Lediglich 24,3 Milliarden Dollar seien jedoch zur Verfügung gestellt worden.
"Bei allem Verständnis für innenpolitische Belange ist es zu kurz gedacht, ausgerechnet bei der humanitären Hilfe den Rotstift anzusetzen", sagte Müller. Er bezog sich auch auf das in Deutschland beschlossene Sondervermögen für die Bundeswehr von 100 Milliarden Euro. "Im Sinne einer weltweiten Stabilität müssen wir dringend die Not von Menschen in Afghanistan, Syrien oder vielen afrikanischen Ländern langfristig bekämpfen."
Aus Sicht von Caritas international haben die Hilfen für Ukrainerinnen und Ukrainer eindrucksvoll bewiesen, was möglich ist, wenn ein gemeinsamer politischer Wille bestehe. Anfang Dezember habe etwa in Paris eine Geberkonferenz von mehr als 50 Staaten der Ukraine zusätzlich eine Milliarde Dollar für Winterhilfe zugesagt. "Mindestens genauso wichtig wäre es allerdings, schnellstmöglich den 5,6 Millionen Menschen, die in Somalia von Hunger und Armut betroffen sind, mit der gleichen Summe beizustehen", sagte Müller. (KNA)