Kardinal Kasper sieht keine Gefahr einer Kirchenspaltung
Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper sieht derzeit keine Gefahr einer Kirchenspaltung. Es gebe aber unterschiedliche Anliegen der Katholiken etwa in den USA und Deutschland sowie anderen Ländern, erklärte der langjährige Leiter der vatikanischen Ökumenebehörde gegenüber der Zeitung "La Repubblica" (Sonntag). Das Problem sei heute, dass es parallele Kulturen innerhalb der Kirche gebe. Das sei sehr schwer zu koordinieren und zu befrieden. Aber die Pluralität dürfe nicht zur Spaltung werden, so Kasper.
Weiter sprach er sich dafür aus, die aktuelle Situation in der Kirche nicht überzubewerten. "Nur wenn die eucharistische Gemeinschaft unterbrochen wird, kann man von einem wirklichen Schisma sprechen, aber das ist jetzt nicht der Fall", sagte der deutsche Kardinal. "Es gibt eine Meinungsvielfalt, die in der Geschichte der Kirche sicher nicht neu ist."
Gegen schnelle Heiligsprechung
Weiterhin sprach sich Kasper gegen eine schnelle Heiligsprechung von Benedikt XVI. aus. Man fahre nicht mit einem Hochgeschwindigkeitszug in den Himmel, kommentierte er. Beim Begräbnis des früheren Papstes am Donnerstag hatte es auf dem Petersplatz Rufe nach einer beschleunigten Selig- und Heiligsprechung gegeben. Kasper sei damit nicht einverstanden. Die kirchenrechtlich festgelegte Wartezeit von 5 Jahren nach dem Tod sei ein sehr vorsichtiger und kluger Hinweis. Ähnlich hatten sich bereits der deutsche und der italienische Bischofskonferenz-Vorsitzende geäußert.
In dem Interview äußerte sich Kardinal Kasper auch zu Benedikts ehemaligem Privatsekretär Georg Gänswein. Dieser sorgt gerade mit einem neuen Buch für Schlagzeilen. In vorab bekannt gewordenen Auszügen berichtete der 66-jährige Erzbischof etwa über Details des nicht immer konfliktfreien Miteinanders von Papst Franziskus und Ex-Papst Benedikt. "Es wäre besser gewesen, zu schweigen. Jetzt ist nicht die Zeit für solche Dinge", sagte Kasper.
Ob sich das Pontifikat von Franziskus nach dem Tod des Vorgängers verändern werde, wisse er nicht. Einen baldigen Rücktritt des Papstes halte er aber für unwahrscheinlich. Franziskus möchte erstmal den synodalen Prozess der Weltkirche fortsetzen und denke bereits über das Heilige Jahr 2025 nach. "Wie er sagt, regiert man nicht mit den Beinen, sondern mit dem Kopf", erklärte der Kardinal in Bezug auf die Knieprobleme des Kirchenoberhaupts. Sollte es jedoch zu einem Rücktritt kommen, herrsche Konsens darüber, nicht den Titel "emeritierter Papst" zu führen. Dies sei nicht sehr angemessen gewesen. (cph/KNA)