Neuer Höchststand bei Kirchenaustritten im Erzbistum Freiburg

Erzbischof Burger gegen Alleingänge bei Kirchenreformen

Veröffentlicht am 11.01.2023 um 10:34 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Die Loyalität zu Papst Franziskus und zur katholischen Kirche weltweit könne nicht infrage stehen, sagt Erzbischof Burger mit Blick auf den Synodalen Weg. Zudem seien im Erzbistum Freiburg 2022 mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten als je zuvor.

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Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger wendet sich gegen Reform-Alleingänge der katholischen Kirche in Deutschland. Die Loyalität zu Papst Franziskus und zur katholischen Kirche weltweit könne nicht infrage stehen, sagte Burger am Dienstag beim Neujahrsempfang des Erzbistums Freiburg. Zu den aktuellen Debatten beim Synodalen Weg erklärte Burger laut Redemanuskript: "Die noch so besten Absichten an Reformgedanken und Überlegungen eines Synodalen Weges müssen weltkirchlich scheitern, wenn sie andernorts nicht als Diskussionsbeitrag verstanden werden, sondern als neue Lehre, die das Bisherige infrage stellt."

Burger erinnerte auch an die Gespräche der deutschen Bischöfe mit Papst Franziskus und hochrangigen Vatikanvertretern von wenigen Wochen beim Ad-limina-Besuch in Rom. Hier habe sich gezeigt, dass "Eigen- und Fremdwahrnehmung zweierlei sind". Burger sagte, man werde nur gemeinsam vorankommen. Dazu brauche es einen engeren Austausch mit Rom. "Hier hoffe ich auf den weltweiten synodalen Prozess, den Papst Franziskus angeregt hat und in dem wir stehen. Bei dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland wie bei dem synodalen Prozess in der Weltkirche geht es um ein gemeinsames Gehen und ein gemeinsames Hören." Das habe der Papst wiederholt deutlich gemacht.

Rekordaustritte

Im Erzbistum Freiburg sind 2022 rund 42.500 Katholikinnen und Katholiken aus ihrer Kirche ausgetreten – so viele wie nie zuvor in einem Jahr. Der bisherige Rekordwert lag 2021 bei 30.000; er wurde nun noch einmal um mehr als 40 Prozent überschritten. Demgegenüber entschieden sich nur 352 Personen für einen Wiedereintritt, wie Burger sagte. Er bezog sich dabei auf eine erste, vorläufige Auswertung der Jahresstatistik. Das Erzbistum Freiburg hat als erste Diözese in Deutschland Zahlen zu Kirchenaustritten im vergangenen Jahr veröffentlicht. Endgültige Zahlen legen die Bistümer in der Regel im Sommer des Folgejahres vor.

Burger sprach laut Redemanuskript von einer dramatischen Entwicklung und einem großen Vertrauensverlust. "Wird es der Kirche und besonders auch uns Bischöfen noch möglich sein, Vertrauen und Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen, nach den Erschütterungen durch so viele Fälle sexualisierter Gewalt und deren Vertuschung? Das ist nicht nur für die einzelnen Diözesen die zentrale Frage", sagte Burger. Der Bischof verwies auf die im April geplante Veröffentlichung der Studie zu Aufarbeitung von Missbrauch und sexualisierter Gewalt im Erzbistum Freiburg. Dieser Bericht könne eine Wende einleiten, weil er Klarheit über die Verantwortlichkeiten der Vergangenheit bringe und zugleich den Blick auf die systemischen Ursachen von Missbrauch lenke. Zugleich gelte es, mit Hilfe der Erkenntnisse die Vorsorge und Betroffenenhilfen weiter auszubauen.

Burger, der bundesweit für die katholische Kirche die weitere Aufarbeitung mitverantwortet, rief zu größeren Präventionsanstrengungen auch außerhalb der Kirchen auf. "Vor allem darf dieses Thema nicht nur eines der Kirche sein und bleiben, sondern hier bleibt die Gesamtgesellschaft und die Politik genauso in den Bereichen der Familie, der Bildung und Erziehung, des Sports, des Vereinswesens und Weiterem gefordert. Dafür sensibel zu bleiben und die Politik verstärkt einzubeziehen, gehört für mich ebenso zum Aufgabenspektrum", sagte Burger. (tmg/KNA)