Hindernisse seien nicht aufgrund von Recht und Theologie errichtet worden

Kardinal: Barrieren für Frauen auf allen Ebenen der Kirche beseitigen

Veröffentlicht am 26.01.2023 um 12:49 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Mit deutlichen Worten spricht sich Kardinal Robert McElroy dafür aus, Frauen in der katholischen Kirche mehr Einfluss zu geben. Barrieren, die nur aufgrund von Klerikalismus und Bigotterie errichtet worden seien, müssten beseitigt werden.

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Der US-amerikanische Kardinal Robert McElroy hat sich für eine deutliche Stärkung der Rolle von Frauen in der katholischen Kirche ausgesprochen. Mit Blick auf entsprechende Forderungen im Zuge des weltweiten synodalen Prozesses empfahl McElroy der Kirche in einem am Dienstag veröffentlichten Beitrag im "America Magazine", "die Haltung einzunehmen, dass wir Frauen in jedem Element des kirchlichen Lebens, das nicht lehrmäßig ausgeschlossen ist, zulassen, einladen und aktiv beteiligen sollten". Das bedeute zuallererst, "dass wir die Barrieren für Frauen beseitigen müssen, die auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens und Dienstes errichtet wurden, und zwar nicht aufgrund von Recht oder Theologie, sondern aufgrund von Gewohnheit, Klerikalismus, Bigotterie oder persönlicher Ablehnung". Die Kirche sei aufgefordert, die rechtlichen Hindernisse, die einer Führungsrolle von Frauen im Leben der Kirche entgegenstünden, sorgfältig zu prüfen.

"Die Kirche sollte darauf hinarbeiten, Frauen zum Diakonat zuzulassen"

In diesem Zusammenhang verwies McElroy auch auf die Diskussionen um eine Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Zwar gebe es eine historische Debatte darüber, wie genau Frauen im Leben der frühen Kirche einen quasi-diakonischen Dienst ausgeübt hätten, doch die theologische Untersuchung dieses Themas lege den Schluss nahe, dass die Ordination von Frauen zum Diakonat lehrmäßig nicht ausgeschlossen sei. "Daher sollte die Kirche darauf hinarbeiten, Frauen zum Diakonat zuzulassen, nicht nur aus Gründen der Inklusion, sondern auch, weil Frauen als ständige Diakoninnen äußerst wichtige Dienste, Talente und Perspektiven einbringen könnten", so der Erzbischof von San Diego, der erst im vergangenen August von Papst Franziskus in das Kardinalskollegium aufgenommen worden war. Im Oktober berief Franziskus den 68-Jährigen zudem zum Mitglied des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben und des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.

Mit Blick auf die Diskussion um eine Priesterweihe von Frauen erklärte McElroy, dass dies sicher "eine der schwierigsten Fragen" bei den beiden bevorstehenden Bischofssynoden im Vatikan sei. Der Ruf nach einer Zulassung von Frauen zum Priesteramt "als Akt der Gerechtigkeit und als Dienst an der Kirche" sei inzwischen in praktisch allen Regionen der Weltkirche geäußert worden. Gleichzeitig sprächen sich viele Frauen und Männer dafür aus, das Priestertum im Einklang mit dem Handeln Christi und der Geschichte der Kirche den Männern vorzubehalten. "Es ist wahrscheinlich, dass die Synode die letztgenannte Position annehmen wird, weil sie in der Theologie und Geschichte der Kirche verwurzelt ist", so der Kardinal. Unabhängig davon bleibe die Tatsache bestehen, dass die synodalen Dialoge die Kirche aufgefordert hätten, sich in dieser Frage in zwei widersprüchliche Richtungen zu bewegen. "Während des synodalen Prozesses in den nächsten zwei Jahren wird Gott der Kirche zutiefst gnädig sein müssen, wenn wir inmitten dieses Widerspruchs zur Versöhnung finden wollen", betonte McElroy.

"Kultur der Synodalität" zur Überwindung von Polarisierungen

Angesichts der bestehenden Polarisierungen in der Kirche zeigte sich der Kardinal überzeugt, dass eine "Kultur der Synodalität" der vielversprechendste Weg sei, um diese zu überwinden. "Eine solche Kultur kann dazu beitragen, Spaltungen und ideologische Prismen zu relativieren, indem sie den Ruf Gottes hervorhebt, zuallererst den Weg zu suchen, zu dem wir in Einheit und Gnade berufen sind", so McElroy. Eine synodale Kultur erfordere ein Zuhören, das nicht versuche, zu überzeugen, sondern die Erfahrungen und Werte der anderen zu verstehen. "Eine synodale Kultur der wahren Begegnung verlangt, dass wir in unseren Schwestern und Brüdern gemeinsame Pilger auf der Reise des Lebens sehen, nicht Gegner", so der Erzbischof.

Als Beispiele für existierende Polarisierungen in der Kirche nannte McElroy die "falsche Spaltung" zwischen "Papst-Franziskus-Katholiken" und "Johannes-Paul-II.-Katholiken" und die Reibung zwischen Katholiken, die Inklusion betonten, und anderen, die in Inklusion "eine lehrmäßige Untreue" sähen. "Sogar die Eucharistie ist durch diese ideologische Polarisierung beeinträchtigt worden, sowohl in den Debatten über die vorkonziliare Liturgie als auch in den Konflikten über die Masken, die viele Gemeinden während der Pandemie der vergangenen Jahre erschüttert haben", so der Kardinal. (stz)