Bätzing: Angriff zeigt "die ganze Perversion von Gewalt"

Entsetzen und Anteilnahme nach Synagogenanschlag in Jerusalem

Veröffentlicht am 28.01.2023 um 09:52 Uhr – Lesedauer: 

Jerusalem ‐ Bei einem Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem sind Medienberichten zufolge am Freitagabend mindestens sieben Menschen gestorben. Auch der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing verurteilte die Attacke als feige und menschenverachtend.

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Der Anschlag auf eine Synagoge in der Siedlung Neve Yaakov in Ostjerusalem mit mehreren Toten und Verletzten am Freitagabend hat international für Bestürzung gesorgt. Vertreter aus Kirche und Politik verurteilten die Tat und sprachen den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete die Attacke als "feigen, menschenverachtenden Anschlag", der "mit nichts zu rechtfertigen" sei. "Am weltweiten Holocaust-Gedenktag zeigt dieser niederträchtige Angriff die ganze Perversion von Gewalt", sagte der Limburger Bischof der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

In einer Dringlichkeitssitzung verurteilten die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats den Anschlag ebenfalls einstimmig. Es sei "besonders verabscheuungswürdig, dass der Anschlag an einem Ort der Verehrung stattfand, und das ausgerechnet an dem Tag, an dem wir den Internationalen Holocaust-Gedenktag begehen", sagte UN-Generalsekretär Antonio Gutteres laut israelischen Medienberichten. Gutteres zeigte sich demnach besorgt über die derzeitige Gewalteskalation in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten und rief zu "äußerster Zurückhaltung" auf.

Sieben Todesopfer laut Medien

Auch der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, verurteilte die Tat: "Ein übler Terrorakt gegen Juden am Holocaust-Gedenktag", schrieb Seibert auf Twitter und sprach den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus. Der US-Botschafter Tom Nides zeigte sich ebenfalls auf Twitter "schockiert und angewidert von diesem abscheulichen Terroranschlag auf unschuldige Menschen".

Nach Polizeiangaben eröffnete der Täter gegen 20.15 Uhr das Feuer auf mehrere Personen, die aus der Synagoge kamen. Der Angreifer wurde von Einsatzkräften getötet. Der israelische Polizeipräsident Kobi Schabtai sprach von einem "schweren und komplexen Anschlag". Derzeit werde das Gebiet durchsucht, um auszuschließen, dass es weitere flüchtige Täter gebe. Israelische Medien gaben die Zahl der Todesopfer mit mindestens sieben an. Bei dem getöteten Täter handelt es sich demnach um einen Palästinenser.

Bischöfe verurteilen Angriff auf christliches Viertel in Jerusalem

Jüdische Extremisten zogen am Donnerstag durch Jerusalem und griffen Christen an. Die Bischöfe warnen vor zunehmender Gewalt in der Stadt. Das Schweigen der israelischen Regierung sei dröhnend, findet Benediktiner Nikodemus Schnabel.

Die palästinensische Hamas hat den Anschlag begrüßt. Ein Hamas-Sprecher erklärte laut israelischen Medien, die Schießerei sei eine Vergeltung für die Razzia der israelischen Armee im Flüchtlingslager Dschenin am Donnerstag, bei der neun Palästinenser getötet und 20 weitere verletzt wurden. Auch der Palästinensische Islamische Dschihad pries den Anschlag laut Bericht des Nachrichtenportals "i24-News" als richtige Reaktion auf das "Massaker von Dschenin". Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid rief dazu auf, terroristische Drohungen und ihre Absender "mit aller Härte" zu ahnden. Der Terrorismus dürfe nicht wieder aufleben, sagte er in einem Twitterbeitrag.

Angesichts des Angriffs hat das Lateinische Patriarchat von Jerusalem eine geplante Solidaritätskundgebung abgesagt, die sich gegen Angriffe radikaler Juden auf Christen richten sollte. "Bitte schließen Sie die sich verschlechternde Situation in Jerusalem und dem gesamten Heiligen Land weiterhin in Ihre Gebete ein", heißt es in einer Mitteilung des Sekretärs der Kirchenführer in Jerusalem von Samstag.

Erneute Attacke am Samstag

Der Solidaritätsbesuch der Kirchenführer am Neuen Tor zum Jerusalemer Altstadtviertel war angekündigt worden, nachdem eine Gruppe jüdischer Radikaler dort am Donnerstagabend christliche Restaurants, Mitarbeiter und Besucher angegriffen hatte. Auf mehreren in Sozialnetzwerken verbreiteten Videos war zu sehen, wie religiös-jüdische Jugendliche mit Stühlen warfen und Menschen gewalttätig angriffen.

Die Versammlung der katholischen Bischöfe im Heiligen Land verurteilte den Zwischenfall in einer Stellungnahme von Freitag als unprovozierte Gewalt. Bei dem Angriff handele es sich um den jüngsten in "einer Reihe von Episoden religiöser Gewalt, die sich auf die Symbole der christlichen Gemeinschaft und darüber hinaus auswirken".

Am Samstag wurden bei einer erneuten Schusswaffenattacke in Jerusalem zudem zwei Personen verletzt. Der Schütze, der von bewaffneten Passanten angeschossen wurde, ist laut Polizeiangaben ein 13-jähriger Palästinenser. (cbr/KNA)

28.01.23, 12.05 Uhr: Ergänzt um abgesagten Solidaritätsbesuch und erneute Schusswaffenattacke.