Grech und Hollerich warnen vor Instrumentalisierung der Bischofssynode
Im Vorfeld der kontinentalen Phase des weltweiten synodalen Prozesses warnen die Kardinäle Mario Grech und Jean-Claude Hollerich davor, die kommende Bischofssynode mit zu großen Erwartungen zu überfrachten. In einem am Montag veröffentlichten Brief an die Diözesanbischöfe betonten der Generalsekretär und der Generalberichterstatter der Synode, dass die Erwartungen vielfältig seien, es aber nicht die Aufgabe der Bischofssynode sei, alle Themen zu behandeln, über die in der Kirche debattiert wird. Es gäbe aber einige, die sich anmaßten zu wissen, was die Ergebnisse der Bischofssynode sein würden. "Andere möchten der Synode eine Tagesordnung aufzwingen, mit der Absicht, die Diskussion zu lenken und deren Ergebnisse zu beeinflussen", so der Brief weiter. Das Schreiben wendet sich direkt an die Diözesanbischöfe und betont ihre Rolle im synodalen Prozess. Dabei schärfen die beiden Kardinäle den Bischöfen ein, dass es keine Ausübung der kirchlichen Synodalität ohne Ausübung der bischöflichen Kollegialität geben könne.
Die Themen des Arbeitsdokuments für die kontinentale Etappe seien nicht die Tagesordnung der nächsten Bischofssynode: "Das Thema, das der Papst der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode zugewiesen hat, ist jedoch klar: 'Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung'. Dies ist also das einzige Thema, das wir in jeder Phase des Arbeitsprozesses erforschen sollen", so der Brief der beiden Kardinäle. Das im vergangenen Oktober veröffentlichte Arbeitsdokument mit dem Titel "Mach den Raum deines Zeltes weit" fasst die Ergebnisse der diözesanen Phase des weltweiten synodalen Prozesses zusammen. Grech und Hollerich betonten, dass die von den Bischofskonferenzen zusammengefassten Rückmeldungen aus den einzelnen Ortskirchen einen Blick auf das Bild einer Kirche erlaube, "die lernt, den Heiligen Geist anzuhören, indem sie einander zuhören". Den kontinentalen Versammlungen komme dann die Aufgabe zu, anhand der Resonanzen, die die Lektüre des Arbeitsdokuments in jeder Ortskirche bewirkt haben werde, zu ermitteln, "welche Prioritäten, wiederkehrende Themen und Handlungsaufforderungen man mit den Ortskirchen in der ganzen Welt austauschen und bei der ersten Sitzung der Synodenversammlung im Oktober 2023” diskutieren könne, zitiert der Brief das Dokument.
Aufzwingen von Themen nicht in der Logik des synodalen Prozesses
Wer versuche, der Synode ein bestimmtes Thema aufzuzwingen, vergesse dagegen die Logik des synodalen Arbeitsprozesses: "Wir sind aufgerufen, einen 'gemeinsamen Kurs' zu finden, der von den Beiträgen aller ausgeht." Im Laufe des Prozesses könnten nicht insgeheim neue Themen eingeführt werden. Das instrumentalisiere die Versammlung und würde die Konsultation des Volkes Gottes missachten. In den nun anstehenden kontinentalen Versammlungen sollen die Stimmen der Ortskirchen "wieder und mit noch größerer Kraft erklingen" und daraus die Kirche in einem synodalen Stil wachsen, und zwar "in der Treue zum Wort Gottes und zur Tradition". "Wie könnten wir uns andererseits mit konkreten, oft spaltenden Fragen befassen, ohne zuvor die große Frage beantwortet zu haben, die die Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschäftigt: 'Kirche, was sagst du über dich selbst?'", fragen die Kardinäle. Die Antwort liege in der "konstitutiv synodalen Kirche", in der alle aufgerufen seien, ihr eigenes kirchliches Charisma auszuüben, um den gemeinsamen Auftrag der Evangelisierung zu erfüllen.
Die Bischöfe hätten im synodalen Prozess die Aufgabe, die ihnen anvertraute Konsultation des Volkes Gottes einzuleiten, zu leiten und abzuschließen. In den weiteren Phasen müssten sie gemeinsam im Kollegium der Bischöfe ihr "Charisma der Unterscheidung" ausüben. "Wir sind überzeugt, dass der Heilige Geist, der den Kurs der Kirche leitet, uns auf diesem Weg erfahren lässt, wie 'die Bischofssynode, die den katholischen Episkopat repräsentiert, zum Ausdruck der bischöflichen Kollegialität in einer vollkommenen synodalen Kirche wird'", zitieren die Kardinäle Papst Franziskus. Schließlich sei es das Vorrecht des Papstes, die Synodalversammlungen einzuberufen, zu leiten und zu bestätigen.
Warnung vor Politisierung der Synode
Bereits im vergangenen Jahr hatte Hollerich vor einer Politisierung der Synode gewarnt. Jeder habe eine eigene Agenda für Reformen, sagte der Luxemburger Erzbischof im November in Rom. Ziel des synodalen Prozesses sei aber, diesen Weg gemeinsam zu beschreiten. Das Ende Oktober vorgestellte Arbeitsdokument hat die Rückmeldungen der einzelnen Ortskirchen zusammengestellt. 112 von 114 Bischofskonferenzen haben ihre Beiträge eingereicht, dazu kamen Rückmeldungen von den katholischen Ostkirchen, Orden, Verbänden und Einzelpersonen. In dem Dokument werden auch Einschätzungen zu kontroversen Themen gesammelt. "Inhaltlich folgen wir keiner Agenda. Wir geben mit dem Arbeitsdokument nur zurück, was bei uns in Rom aus aller Welt ankam", erläuterte Grech bei der Vorstellung. Die Kirche in Europa hält ihre kontinentale Versammlung vom 5. bis 12. Februar in Prag ab.
Auch Kardinal Michael Czerny betonte im Januar, dass das Anliegen der Synode nicht einzelne Themen seien, sondern das Erlernen von Synodalität selbst. "Wie funktioniert Synodalität eigentlich in der katholischen Kirche? Wie kann die Kirche wirklich synodal werden? Die Einzelthemen stehen dahinter zurück", so der Präfekt des Entwicklungsdikasteriums in einem Interview. (fxn)