Theologin: Nur wenige junge Menschen wollen in Kirche arbeiten
Die katholische Kirche ist nach Ansicht der Freiburger Theologieprofessorin Ursula Nothelle-Wildfeuer für viele Studierende zu einem wenig attraktiven Arbeitsfeld geworden. "In der Kirche arbeiten – das können sich nur noch sehr wenige junge Menschen vorstellen", schreibt die Inhaberin des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre in einem Gastbeitrag für das Münsteraner Online-Portal "kirche-und-leben.de" (Dienstag). "Als Religionslehrer:in vor der nächsten Generation für diese Kirche einstehen, das können und wollen viele schlichtweg nicht mehr."
Es fehle aber nicht nur der theologische Nachwuchs an den Universitäten, mahnte die Wissenschaftlerin. Auch Priester sowie Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten gingen aus dem Dienst. "Und es sind wahrlich nicht die Schlechtesten, die das sinkende Schiff verlassen."
Arbeitsrechtsänderung reiche nicht aus
Dass die deutschen Bischöfe eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts im November 2022 beschlossen hätten, sei ein wichtiger Schritt gewesen, schreibt Nothelle-Wildfeuer. "Aber reicht das, wenn in den Gemeinden selbstständiges Arbeiten der nicht-geweihten Mitarbeiter:innen immer noch abhängig bleibt von der Gunst des jeweiligen Pfarrers, wenn ohne Rücksicht auf Menschen und Gemeinden Pfarrer abgesetzt und XXL-Gemeinden durchgesetzt werden? Reicht das, wenn Beratung und Mitsprache, Partizipation und Eigenverantwortung letztlich Fremdworte bleiben?"
Dem neu gefassten Arbeitsrecht entsprechend müssen etwa Kirchenmitarbeitende in zweiter Ehe oder in einer homosexuellen Partnerschaft nicht mehr mit einer Kündigung rechnen. Das neue kirchliche Arbeitsrecht gilt bereits in fast allen deutschen Diözesen. Lediglich im Erzbistum Freiburg, im Bistum Görlitz und in der Militärseelsorge gilt noch das Arbeitsrecht in seiner 2015 reformierten Fassung, eine Umsetzung ist aber auch dort angekündigt. (tmg/KNA)