Andere Länder warnen, Lehre und Strukturen der Kirche nicht in Frage zu stellen

Synodentreffen: Iren fordern radikale Konsequenzen aus Missbrauch

Veröffentlicht am 07.02.2023 um 15:11 Uhr – Lesedauer: 

Prag ‐ Beim Synodentreffen in Prag prallen Meinungen aufeinander: Während die irische Delegation ein leidenschaftliches Plädoyer für Reformen hielt, warnen andere vor der Verfälschung der christlichen Lehre und verteidigen die klerikale Struktur der Kirche.

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Die irische Delegation bei der Europa-Etappe der Weltsynode hat radikale Konsequenzen aus dem kirchlichen Missbrauchsskandal gefordert. Der Missbrauch habe tiefe Wunden gerissen und bei vielen den Glauben zerstört, heißt es in der am Dienstagvormittag von einer Katholikin und einem Priester verlesenen Stellungnahme der irischen Delegation. Dies betreffe am meisten die Opfer, aber auch viele Gläubige, Priester und Bischöfe. Viele könnten in einer Kirche, die so viele betrogen habe, keine gute Nachricht mehr hören. Deshalb sei nun Umkehr nötig. Der Missbrauch bleibe eine offene Wunde, wenn er nicht umfassend angegangen werde. Nur wenn eindeutig gehandelt und tiefer angesetzt werde, um die Ursachen vollständig zu verstehen, könne die Kirche das "Feldlazarett" werden, das Papst Franziskus gefordert habe.

In der Vorbereitung auf die Synode hätten viele irische Katholiken beklagt, dass Frauen von Diensten und Entscheidungen in der Kirche ausgeschlossen würden. Zahlreiche Katholiken in Irland forderten eine Zulassung von Frauen zu Diakonat und Priestertum. Auch hätten viele, die in Liebesbeziehungen lebten, die der Lehre der Kirche widersprechen, sich als verletzt gezeigt, weil sie sich in kirchlichen Kreisen und durch die Sprache kirchlicher Dokumente ausgeschlossen und erniedrigt fühlten.

Kirche als Zelt Symbol des Einladens oder Ausschließens?

Es müsse geklärt werden, ob das Bild der Kirche als Zelt ein Symbol des Einladens oder des Ausschließens werde. Schon jetzt habe die Teilnahme vieler an dem synodalen Prozess neue Freude am Kirche-Sein vermittelt. Etliche Missbrauchsfälle hätten vermieden werden können, wenn die Kirche damals schon synodaler gewesen wäre. Es gebe eine große Sehnsucht nach einer offeneren und einladenden Kirche. Die Menschen verlangten nach mehr Offenheit in der Liturgie, in der Sprache, in Strukturen und in Entscheidungsprozessen. Der Klerikalismus müsse durch breite Mitwirkungsmöglichkeiten aller in der Kirche überwunden werden. Die Kirche müsse "alle notwendigen Änderungen in Lehre, Strukturen, Kirchenrecht und Seelsorge" ins Auge fassen und dabei darauf achten, dass die kirchliche Gemeinschaft und die Lehre Jesu beibehalten werde.

Der Beitrag der irischen Delegation war der 14. in einer Reihe von 39 Stellungnahmen, die sich bei der Versammlung in Prag über drei Vormittage hinziehen. Vor den Iren hatten am Montag unter anderen bereits Deutsche und Franzosen weitreichende Veränderungen als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal gefordert. Es wurde auch eine mangelnde Berücksichtigung von Missbrauchsopfern bei der Weltsynode kritisiert. Die umfassendste Kritik äußerte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Limburger Bischof Georg Bätzing. Er sagte am Montagabend, es komme in den bisherigen Beiträgen zu wenig zur Sprache, dass die Kirche "zutiefst verwundet sei", weil zahlreiche Priester und Ordensleute durch sexuellen Missbrauch "Menschen in der Kirche verwundet haben".

Weitere Delegationen, darunter die aus Österreich, hatten beim Thema Missbrauch eine vertiefte Aufarbeitung verlangt. Mehrere Delegationen aus Süd- und Osteuropa warben in ihren Beiträgen dafür, Lehre und Strukturen der Kirche nicht in Frage zu stellen. So warnte etwa der Sprecher der litauischen Delegation ausdrücklich vor einer "Verfälschung der christlichen Lehre" und verteidigte die klerikale Struktur der katholischen Kirche. Zugleich betonte er, dass die Forderung nach einer Frauenordination in seinem Land kein Thema sei. (tmg/KNA)