Bischof hätte offen von Erfahrungen mit Synodalität erzählt

Ring: Synodaler Weg ohne Interesse an alt-katholischen Erfahrungen

Veröffentlicht am 13.02.2023 um 10:31 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die alt-katholische Kirche ist bischöflich und synodal. Deshalb wundert es Bischof Matthias Ring, dass beim Synodalen Weg niemand nach den Erfahrungen der kleinen Schwesterkirche gefragt hat. Er hätte berichtet – offen und ungeschminkt.

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Der alt-katholische Bischof Matthias Ring wundert sich darüber, dass beim Synodalen Weg niemand nach den Erfahrungen seiner Kirche gefragt hat. In einem Interview mit der Zeitschrift "Publik-Forum" (Sonntag) sagte der Bischof des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland, dass in seiner Kirche die "synodale, ja demokratische Struktur" an erster Stelle steht. Niemand habe beim Reformdialog der römisch-katholischen Kirche gesagt: "Schauen wir mal, wie das bei den Alt-Katholiken mit der Synodalität läuft. Sie hätten von mir ein ungeschminktes Bild bekommen", so Ring.

Laut dem Bischof verändert sich das Profil der Neumitglieder in seinem Bistum. Früher habe er sich immer dagegen gewendet, dass die alt-katholische Kirche ein Auffangbecken für frustrierte Katholiken sei: "Nach meiner Wahrnehmung kamen zu uns nicht die Frustrierten, sondern Menschen in der Mitte des Lebens, die religiös auf der Suche waren." Das habe sich aber in jüngster Zeit verändert: "In manchen Gegenden haben wir sehr viele Beitritte, etwa in Köln, Bonn oder München. Das sind Menschen aus der Kerngemeinde, die zum Beispiel Lektoren waren oder sich im Pfarrgemeinderat engagierten. Das hängt auch mit der Missbrauchskrise zusammen", so Ring.

Vermehrt Übertritte von engagierten römischen Katholiken

Die Mitgliederzahlen der alt-katholischen Kirche bewegten sich in den vergangenen Jahr um die 15.000, ohne große Änderungen. Dass die alt-katholische Kirche so klein ist, ist für den Bischof ein Grund dafür, dass es nicht noch mehr Konversionen gibt: Es gebe eine Sehnsucht, einer großen Gemeinschaft anzugehören. "Alt-katholisch werden ist zunächst mal ein Weg in die Bedeutungslosigkeit, das sage ich auch jedem Priester, der zu uns kommt", betonte Ring. Er rechnet auch für die Zukunft mit konstanten Mitgliederzahlen. "Wir sind zahlenmäßig stabil, aber unser Klerus wird noch bunter sein", sagt er voraus. Zum Zeitpunkt seines eigenen Übertritts 1988 seien fast alle Geistlichen ehemalige römische Katholiken gewesen. "Heute leben in unseren Pfarrhäusern schwule und lesbische Paare, Geistliche, die früher evangelisch waren, verheiratete und geschiedene Geistliche – das wäre vor 30 Jahren undenkbar gewesen", erläutert der Bischof.

Im vergangenen Jahr sorgte der Übertritt des ehemaligen Speyerer Generalvikars Andreas Sturm zur alt-katholischen Kirche für Aufsehen. Anfang Februar wurde bekannt, dass auch der Saarbrücker Dekan Clemens Grünebach alt-katholisch wird. Beide Priester nannten ihre mangelnde Hoffnung auf Reformen als Grund für die Übertritte.

Matthias Ring ist seit 2010 der zehnte Bischof des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland. Der gebürtige Oberfranke studierte zunächst römisch-katholische Theologie und wurde 1989 zum Diakon und Priester in der alt-katholischen Kirche geweiht. Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland entstand in den 1870er Jahren in Abgrenzung zu den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869–1870) zur Unfehlbarkeit und zum Jurisdiktionsprimat des Papstes. Zum deutschen Bistum gehören gut 15.000 Mitglieder in 60 Pfarrgemeinden. Die Kirchenordnung der alt-katholischen Kirche ist bischöflich-synodal. (fxn)