Fall liegt über 30 Jahre zurück

Priester gesteht Übergriff vor Gemeinde – Bistum reagiert

Veröffentlicht am 13.02.2023 um 13:29 Uhr – Lesedauer: 

Rhede ‐ Für die Messbesucher im münsterländischen Rhede hielt der Gottesdienst am Sonntag eine erschütternde Überraschung bereit: Denn der Priester gestand in der Messe eine sexuelle Grenzverletzung. Der Fall im Bistum Münster hat eine lange Geschichte.

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Ein emeritierter Pfarrer im münsterländischen Rhede hat am Sonntag in einer Stellungnahme vor der Gemeinde nach einem Gottesdienst einen sexuellen Übergriff zugegeben und gleichzeitig seinen Rücktrittswunsch bekannt gemacht. Der betreffende Mann wurde nun in den Ruhestand versetzt und darf seelsorgliche Aufgaben auf ausdrücklichen Wunsch einzelner nur noch nach Rücksprache mit dem Rhedener Pfarrer übernehmen, heißt es in einer Mitteilung des Bistums Münster am Montag. Der Priester wird keine Gemeindegottesdienste in der betreffenden Pfarrei St. Gudula mehr feiern.

Der Fall liegt über 30 Jahre zurück. Damals soll der heute 82-Jährige einen damals 18-Jährigen in Bocholt sexuell bedrängt haben. Der Betroffene habe sich im Juni vergangenen Jahres bei der Pfarrei gemeldet, berichtet die "Münsterlandzeitung" am Sonntag. Daraufhin habe der Priester sein Rücktrittsgesuch gestellt. Laut dem Pfarrer von St. Gudula, Thorsten Schmölzing, handelt es sich bei dem Fall nicht um eine Vergewaltigung, "aber auch um mehr als in den Arm nehmen". In der Pfarrei lebt der betreffende Ruhestandsgeistliche seit 2015.

Fall schon seit 1995 bekannt

Damals fragte der Pfarrer beim Bistum Münster nach, ob etwas gegen den Einsatz des Priesters als Seelsorger spreche, was verneint wurde. Dabei hatte sich der Betroffene bereits 1995 bei der Diözese gemeldet, es hatte jedoch nur ein Gespräch gegeben. Als er zehn Jahre später auf die Missbrauchskommission zuging, fühlte die sich nicht zuständig, da der Betroffene zum Tatzeitpunkt bereits volljährig gewesen sei. Dass er über all dies nicht informiert wurde, ärgert Schmölzing. "Diese Erfahrung hat mein Vertrauen in die Kirche verändert."

Als der Priester im vergangenen Jahr nach der Meldung des Betroffenen auf den Fall angesprochen wurde, gab er die Tat zu und bereute sie. Das rechne er ihm hoch an, so Schmölzing. Für ihn sei selbstverständlich, dass der Betreffende "weiterhin Teil unserer Gebetsgemeinschaft bleiben kann, indem er als Gemeindemitglied Gottesdienste mitfeiert." (cph)