Vier Delegierte hatten Teilnahme an letzter Synodalversammlung abgesagt

Bedauern bis Kritik: Reaktionen auf den Ausstieg von vier Synodalen

Veröffentlicht am 22.02.2023 um 17:46 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Zentrale katholische Lehren und Überzeugungen seien durch den Synodalen Weg in Zweifel gezogen worden – deshalb wollen vier Delegierte nicht mehr beim Reformprojekt mitarbeiten. Aus der Synodalversammlung gibt es dafür Kritik.

  • Teilen:

Vertreterinnen und Vertreter des Synodalen Wegs bedauern das Ausscheiden von Katharina Westerhorstmann, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Dorothea Schmidt und Marianne Schlosser aus dem Synodalen Weg. "Das Präsidium des Synodalen Weges hat die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis genommen", teilte die Pressestelle des Reformprojekts am Mittwoch auf katholisch.de-Anfrage mit. Die Frage, ob die frei gewordenen Plätze nachgesetzt werden, beantworteten die Sprecher des Synodalpräsidiums nicht.

Zuvor hatten Westerhorstmann, Gerl-Falkovitz, Schmidt und Schlosser in einem Beitrag für die "Welt" (Mittwoch) erklärt, ihr Mandat für den Synodalen Weg niederzulegen und an der fünften und abschließenden Synodalversammlung im März nicht mehr teilzunehmen. Das erklärte Ziel des Synodalen Wegs sei die Aufklärung sexuellen Missbrauchs gewesen. "Im Zuge dessen wurden jedoch auch zentrale katholische Lehren und Überzeugungen in Zweifel gezogen", heißt es in dem Text. Eine weitere Mitwirkung würde bedeuten, "einen Kurs mitzutragen, der die Kirche in Deutschland offenkundig ins Abseits von der Universalkirche treibt. Das können und wollen wir nicht mitverantworten". Die Beschlüsse hätten wesentliche Grundlagen der katholischen Theologie, Anthropologie und kirchlichen Praxis teils komplett neu definiert, kritisieren die vier Delegierten. Ernsthafte Einwände zugunsten der aktuell geltenden kirchlichen Lehre hätten kaum Berücksichtigung gefunden. Alle vier waren 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz als Delegierte für das Reformprojekt berufen worden.

"Chapeau! Das ist eine Haltung des Respekts!"

"Es ist schade, dass vier gewählte Delegierte den gemeinsamen Weg vorzeitig abbrechen", erklärte die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) am Mittwoch auf Anfrage von katholisch.de. "Wenn sie die Gefahr eines Bruchs mit Rom sehen, sollten sie sich erst recht dafür einsetzen und alles dafür tun, damit das nicht passiert." Die jungen Leute, die "nach dem Desaster der letzten Versammlung" wütend und enttäuscht gewesen seien, seien trotzdem geblieben. "Chapeau! Das ist eine Haltung des Respekts!"

Der Synodale Weg habe den Anspruch, den Reformprozess demokratisch zu gestalten. Dazu sei es wichtig, möglichst vielfältige Argumente zu hören, um miteinander in den Austausch zu gehen. "Es wäre begrüßenswert, wenn gerade die vier zurückgetretenen Mitglieder der Synodalversammlung, ihre Ansichten aktiv in den bisherigen Prozess eingebracht hätten und ihre Einschätzungen auch noch in der letzten Versammlung vertreten würden." Mit Blick auf die kommende Synodalversammlung erwartet die kfd intensive Diskussionen, da weitere wichtige Texte abgestimmt würden. "Nur als aktiver Teil dieses Prozesses können wir die Stimme für viele Frauen erheben und deren Anliegen vertreten. Wir haben uns bereits intensiv in die Diskussion der Texte eingebracht und bereiten uns sorgfältig vor!"

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

"Jede*r Synodale hat das Recht das Mandat niederzulegen und nicht weiter im Synodalen Weg mitzuarbeiten", sagte der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, am Mittwoch auf Anfrage von katholisch.de. Die Begründung der vier Delegierten für ihr Ausscheiden teile er nicht. Der Synodale Weg sei begründet worden, um die von der MHG-Studie genannten Risikofaktoren sexualisierter Gewalt in der Kirche zu beseitigen. Dieses Ziel werde jedoch nicht erreicht, da die Beschlüsse größtenteils im Rahmen des geltenden Kirchenrechts blieben und "die Systeme der katholischen Kirche nicht ausreichend erneuern", so Podschun. "Vor diesem Hintergrund ist die Aussage, dass zentrale Lehren der katholischen Kirche in Zweifel gezogen werden, unzutreffend." Lehraussagen müssten kritisiert und geändert werden, wenn diese Leid verursachten oder zur Diskriminierung von Menschen beitrügen. Die Ergebnisse aus der ersten Phase des weltweiten synodalen Prozesses zeigten, dass sich die Kirche in Deutschland damit keineswegs von der Weltkirche entferne.

"Die Argumentation, die Inhalte der Beschlüsse seien nicht theologisch fundiert, muss zurückgewiesen werden", erklärte Podschun weiter. "Viele Theolog*innen haben an den Texten gearbeitet. Nur weil sie zu einer anderen theologischen Einschätzung kommen als die vier ausscheidenden Personen, ist das noch keine Begründung für deren Unrichtigkeit." Synodalität bedeute auch, die eigenen Haltungen und Positionen transparent und öffentlich zu begründen.

Die "reaktionären Menschen der katholischen Kirche" hätten zudem keine alternativen Antworten auf die systemisch verursachte Gewalt, das Leid und die Diskriminierung durch die Kirche. "Auch wenn der Synodale Weg an der Beseitigung dieser scheitert, gibt es von Kritiker*innen des Synodalen Weges keine alternativen Vorschläge, wie diese Missbrauchsursachen bearbeitet werden sollen", so Podschun. (cbr)