Reformprojekt gefährde die Einheit der Weltkirche

Bonner Stadtdechant Picken legt Mandat für Synodalen Weg nieder

Veröffentlicht am 26.02.2023 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Er hatte schon häufiger Unmut über die Debattenkultur am Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland geäußert. Nun hat Wolfgang Picken Konsequenzen gezogen. Der Synodale Weg verursache Enttäuschung und Frustration – und verletze selbst das Grundprinzip der Synodalität.

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Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken legt sein Mandat für den Synodalen Weg nieder. Das teilte das Bonner Stadtdekanat am Sonntagmittag mit. Picken sagte zur Begründung, es brauche in der katholischen Kirche zwar Reformen und Veränderungen. "Die fehlende Offenheit jedoch, mit der im Synodalen Weg viele Debatten geführt werden, und zahlreiche Reformvorschläge, die die Einheit mit der Weltkirche zu leichtfertig aufgeben, kann ich nicht mittragen." Die "fehlende Debattenkultur und Kritikfähigkeit des Synodalen Wegs" hätten ihn enttäuscht und machten "eine Beteiligung unmöglich." Picken hatte den Priesterrat des Erzbistums Köln in der Vollversammlung des Synodalen Wegs vertreten und war gewähltes Mitglied im Forum "Macht und Gewaltenteilung".

Abkoppelung von Kritikern und Papst

Kritik und Einwände wie die jüngste Intervention des Vatikans seien weitgehend übergangen und stattdessen unbeirrt die eigene Agenda weiterverfolgt worden. "Damit wird das Grundprinzip der Synodalität verletzt. Es besteht darin, dass man aufeinander hört und in einen ernstzunehmenden Dialog tritt", so Picken. Das sei kein Anspruch, den der "Synodale Weg" allein an Papst und Vatikan stellen dürfe, sondern dem er zuerst selbst gerecht werden müsse.

Die Abkopplung des Synodalen Weges von seinen Kritikern und sogar dem Papst gefährde die Einheit mit der Weltkirche. "Schließlich sind es diese unbeirrbare Sturheit und Rücksichtslosigkeit, mit der im 'Synodalen Weg' ein eigener Deutscher Weg verfolgt wird, die mich dazu bewegen, mein Mandat niederzulegen“, so der Stadtdechant. Der Reformprozess verursache Enttäuschung und Frustration, weil er mit vielen seiner Forderungen das Maß verloren habe. "Vielen Reformanliegen, die für die katholische Kirche weltweit bedeutsam sind, dürfte der Synodale Weg mit seiner zweifelhaften Methodik geschadet haben."

Keine angemessene Debatte möglich

Der Bonner Stadtdechant hatte schon früher scharfe Kritik an den Beratungen des Synodalen Wegs geübt. Im Synodalforum "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche" hatte er einen eigenen Textvorschlag eingereicht. Dieser sei in den Gremien des Synodalen Weges aber nicht zur Diskussion gestellt worden. "Man musste über weite Strecken den Eindruck gewinnen, dass die Zielsetzungen des Synodalen Wegs bereits vorher festgelegt worden waren", erklärt Picken nun. Zudem seien die gestellten Themen unter zu großem Zeitdruck bearbeitet und Diskussionsregeln für die Synodalversammlung entwickelt worden, die weder der Bedeutung der Fragestellungen gerecht würden noch eine inhaltlich angemessene Debatte ermöglicht hätten.

Der Synodale Weg trifft sich im März zu seiner letzten Synodalversammlung. In der vergangenen Woche hatten bereits vier weitere Synodale ihren Ausstieg verkündet und das mit einer Entfernung der deutschen von der Weltkirche begründet.  (gho)