Wie ernst meint es die Mehrheit der Oberhirten mit ihrem Reformwillen?

Reformgruppen: Bischofs-Vollversammlung in Dresden ist Lackmustest

Veröffentlicht am 27.02.2023 um 13:31 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ "Es wird sich zeigen, wie ernst es die Mehrheit der Bischöfe mit ihrem Reformwillen meint": Kirchliche Reformgruppen wenden sich zur Frühjahrs-Vollversammlung mit Forderungen an die deutschen Oberhirten.

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Reformgruppen und Missbrauchsbetroffene sehen in der an diesem Montag beginnenden Frühjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Dresden einen Lackmustest. "Es wird sich zeigen, wie ernst es die Mehrheit der Bischöfe mit ihrem Reformwillen meint", sagte Christian Weisner von "Wir sind Kirche" am Montag bei einer Online-Pressekonferenz. Er rief die Bischöfe auf, Verantwortung für Vergangenheit und Zukunft zu übernehmen. Machtmissbrauch, sexueller Missbrauch sowie eine Diskriminierung von Frauen und sexuellen Minderheiten seien weiterhin virulente Themen in der katholischen Kirche.

An diesem Montag beginnt in der sächsischen Hauptstadt die viertägige Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Dabei geht es neben aktuellen Reformdebatten auch um die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche.

Die Bundesgeschäftsführerin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Brigitte Vielhaus, erklärte: "Es wird Zeit, dass sich die Bischöfe einig werden und zwar nicht im Mittelmaß, sondern im Fortschritt." Sie hoffe, dass sich die Bischöfe über die nächsten Schritte zu einer stärkeren Einbindung von Frauen in kirchlichen Diensten und Ämtern verständigten und ein eindeutiges Votum dazu nach Rom geben. Anne Borucki-Voß von "Maria 2.0" plädierte für grundlegende Veränderungen klerikaler Strukturen: "Dazu gehört echte Gleichberechtigung der Geschlechter. Es reicht nicht, von gleicher Würde zu sprechen, wenn diese keine gleichen Rechte nach sich zieht."

Umgang mit Betroffenen überdenken

Die Sprecherin der Betroffeneninitiative Ost, Sabine Otto, erklärte: "Missbrauch und Gewalt gehören verhindert, aufgeklärt, geahndet und aufgearbeitet. Dies muss unabhängig davon gelten, ob sie sexuell oder spirituell geprägt sind und ob sie sich gegen Kinder, Jugendliche oder volljährige Personen richten." Sie forderte die Bischöfe auf, die staatlichen Stellen öffentlich um Übernahme der Verantwortung für die Aufarbeitung zu bitten. Ferner sollten die Bischöfe ihren Umgang mit Betroffenen überdenken.

Die Initiative "offen.katholisch" junger Katholiken des Bistums Dresden-Meißen stellte die Online-Petition "Liebeserklärung an eine Kirche für alle" vor. Sie fordert eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt und Trauungen von homosexuellen Paare. Bislang haben mehr als 1.100 Menschen unterschrieben. Am Dienstag soll die Petition den Bischöfen überreicht werden.

Bereits am Wochenende hatte sich die Gruppe "Maria 1.0" an die deutschen Bischöfe gewandt. Sie rief rief die Oberhirten vor ihrer Frühjahrs-Vollversammlung dazu auf, ihre Stimme gegen den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland zu erheben. Das Reformprojekt sei "nichts anderes als ein inhaltlicher und formaler Angriff" auf die katholische Kirche, "die Gefahr einer wiederholten Kirchenspaltung aus Deutschland" stehe im Raum. (tmg/KNA)