Früherer US-Nuntius meldet sich in Konflikt zu Wort

Abgesetzte Äbtissin: Papst-Kritiker Viganò verteidigt Nonnen

Veröffentlicht am 27.02.2023 um 14:19 Uhr – Lesedauer: 

Pienza ‐ Die Absetzung einer italienischen Äbtissin sorgt für Aufsehen. Nun bekommen die Nonnen "prominente" Schützenhilfe: Erzbischof Carlo Maria Viganò, zuletzt als Verbreiter von Verschwörungsmythen aufgetreten, schießt gegen das vatikanische Eingreifen.

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Der als scharfer Kritiker von Papst Franziskus bekannte Erzbischof Carlo Maria Viganò hat sich in die Debatte um die Absetzung der Äbtissin eines italienischen Benediktinerinnenklosters eingeschaltet und die Schwestern des Konvents verteidigt. In einer Stellungnahme, die am Sonntag veröffentlicht wurde, schreibt Viganò, dass die Nonnen "Opfer der Begehrlichkeiten skrupelloser Kleriker" und "des ideologischen Zorns der Bergoglianer wegen ihrer Nähe zur Tradition und ihres Wunsches, sich nicht der modernistischen Indoktrination zu beugen", seien. Mit "fadenscheinigen Ausreden" werde versucht, davon abzulenken, dass es keine gerechtfertigten Gründe gebe, um gegen das Kloster vorzugehen. Die vatikanischen Maßnahmen seien "ein weiterer Versuch (...), unter dem Deckmantel der scheinbaren Achtung der kanonischen Normen Gemeinschaften des kontemplativen Lebens zu treffen, umso mehr, wenn sie traditionell ausgerichtet sind".

Viganò betonte, seine Darstellung der Vorgänge stamme aus persönlicher Kenntnis der Äbtissin und der Nonnen, in deren Namen er zu sprechen beabsichtige. Er halte es für seine Pflicht als Seelsorger, sich in die Debatte einzumischen, "um die Wahrheit wiederherzustellen" und "die offen feindselige Haltung der kirchlichen Autorität" den Nonnen gegenüber hervorzuheben. Der frühere US-Nuntius ist seit einigen Jahren in der Öffentlichkeit als scharfer Kritiker des Kurses von Papst Franziskus sowie als Verbreiter von Verschwörungsmythen bekannt. 2020 veröffentlichte er ein Manifest zu den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Darin ist unter anderem von einer "Politik der drastischen Bevölkerungsreduzierung" und einem "beunruhigenden Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung" die Rede.

Die Absetzung der Äbtissin des Klosters "Maria, Tempel des Heiligen Geistes" in der toskanischen Stadt Pienza durch den Vatikan sowie der Widerstand der Schwestern dagegen sorgte in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen. Laut der zuständigen Diözese Montepulciano-Chiusi-Pienza hatte es im Herbst eine Apostolische Visitation des Klosters gegeben, im Zuge derer der Vatikan anordnete, dass die Äbtissin Diletta Forti abgesetzt wird. Die Schwestern reagierten mit einer Erklärung, in der sie dem Bischof, Kardinal Augusto Paolo Lojudice, die Kompetenz absprachen, Entscheidungen des Heiligen Stuhls auszulegen. Die genauen Hintergründe des Konflikts sind nach wie vor unbekannt. Italienischen Medienberichte nennen als einen der Gründe, dass sich die Nonnen nach Ansicht politischer und kirchlicher Autoritäten zu umtriebig in den sozialen Medien gezeigt hätten. So sei diesen besonders ein Dorn im Auge gewesen, dass das Kloster trotz strenger Klausur auf Facebook Werbeanzeigen für Klosteraufenthalte junger Frauen geschaltet habe.

Bischof habe "Abneigung" gegen Schwestern gezeigt

Der Konvent in der Toskana ging aus dem Kloster "Santa Maria delle Rose" in Pontano in den Marken hervor. Dieses sorgt seit Jahren für Aufmerksamkeit in Italien, da dort gegen den allgemeinen Trend immer wieder junge Frauen eintreten. Nach einem Erdbeben im Jahr 2016 wurde die Kommunität wegen der Beschädigungen der Abtei aufgeteilt. 13 Schwestern gingen für vier Jahre in die Niederlande und kehrten 2020 auf Einladung des damaligen Bischofs von Montepulciano nach Italien zurück.

In seiner Stellungnahme schreibt Viganò unter anderem, dass die Nonnen 2020 die Feier der vorkonziliaren Liturgie aufgenommen hätten und vermutet darin einen der Gründe für die Schritte des Vatikan. Die Befragungen der Apostolischen Visitatoren bezeichnet er als "wahre Folterstunden": "Sie versuchten mit allen Mitteln, die Schwestern psychisch zu zermürben, Spaltungen zu erzeugen und diese auszunutzen, um das Gefüge der Gemeinschaft sowie das geistig-körperliche Gleichgewicht und die Gelassenheit der Nonnen zu zerstören." Auch Kardinal Lojudice habe bei seiner Amtsübernahme als Bischof der Diözese im Herbst 2022 seine "Abneigung" gegen die Schwestern gezeigt. So habe er die Schwestern "gedemütigt", indem er sie bei der Kommunion von den Knien aufstehen und die Hostie in die Hand nehmen lassen habe.

Viganò kündigte einen zweiten sowie dritten Teil der Stellungnahme an. Im zweiten Teil werde er "den Inhalt der Maßnahmen des Heiligen Stuhls und ihre Einbettung in den breiteren Kontext der Abrissaktion von Bergoglio analysieren". Im dritten Teil wolle er darstellen, welche Schritte nun zu tun seien. (mal)