Die fünfte Synodalversammlung bei katholisch.de

Synodaler Weg bittet Papst um Überprüfung des Zölibats

Veröffentlicht am 09.03.2023 um 15:11 Uhr – Lesedauer: 
+++Newsticker Tag 1+++

Frankfurt ‐ Der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland geht in die vorerst letzte Runde. Katholisch.de informiert im Liveticker über alle wichtigen Ereignisse der fünften Synodalversammlung in Frankfurt.

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18:30 Uhr: Synodalversammlung bittet Papst um Überprüfung des Zölibats

Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland hat sich mit sehr großer Mehrheit für eine Überprüfung der Zölibatsvorschriften ausgesprochen. Der am Donnerstagabend in Frankfurt beschlossene Text formuliert die Bitte an Papst Franziskus, "die Verbindung der Erteilung der Weihen mit der Verpflichtung zur Ehelosigkeit neu zu prüfen". Eine weitergehende Formulierung, den Papst direkt um eine Aufhebung des Pflichtzölibats zu ersuchen, wurde mit Zweidrittel-Mehrheit abgelehnt.

Die Synodalversammlung beschloss weiterhin, den Papst darum zu bitten, zu prüfen, ob auch bereits geweihten Priestern die Möglichkeit eröffnet werden kann, sich vom Zölibatsversprechen entbinden zu lassen, ohne die Ausübung des Amtes aufgeben zu müssen. Zudem fordert der Text, ehemalige Priester schon jetzt wieder stärker ins aktive kirchliche Leben einzubinden.

Der Handlungstext "Der Zölibat der Priester - Bestärkung und Öffnung" wurde mit einer Mehrheit von knapp 95 Prozent der abgegebenen 205 Stimmen angenommen. Von den 60 teilnehmenden Bischöfen in der Synodalversammlung stimmten 44 dafür, 5 dagegen, 11 enthielten sich. (KNA)

17 Uhr: Synodaler Weg hält an katholischem Priesteramt fest

Der Synodale Weg hält an geweihten Priestern im Sinne der katholischen Tradition fest. Die fünfte Vollversammlung des Synodalen Wegs verabschiedete am Donnerstag in Frankfurt einen theologischen Grundlagentext, in dem es heißt: "Damit diese Botschaft (von der Heiligkeit Gottes) verkündet wird, braucht die Kirche Priester." Die Aufgabe der Priester bestehe in der Vermittlung des göttlichen Geheimnisses. Der sakramentale Dienst des Weiheamtes gehöre "zum 'Wesen' des Katholischen". Der erste bei dieser Vollversammlung verabschiedete Text erhielt eine Mehrheit von mehr als 88 Prozent der insgesamt 201 abgegebenen Stimmen. Von den Bischöfen stimmten 77 Prozent dafür; von den Frauen und diversen Teilnehmenden stimmten 93 Prozent mit Ja.

Das Papier mahnt, der "tiefe Sinn des sakramentalen Priestertum" lasse sich aber nur gewinnen, wenn die "ständischen Elemente, die diesen Beruf bisher prägen", aufgegeben werden. Ausführlich setzt sich der theologisch streckenweise anspruchsvolle Text mit der Frage auseinander, was das geweihte Priestertum in der katholischen Kirche vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen unterscheidet. So heißt es in dem Text: "Das priesterliche Dasein unterscheidet sich außerhalb seiner sakramentalen Handlungen nicht von dem aller Gläubigen." Und weiter: "Dieser Dienst am Volk Gottes begründet keine höhere Würde oder Heiligkeit (...) In der Kirche begründen die Funktionen keine Überlegenheit der einen über die anderen".

Damit spricht sich der Text gegen den sogenannten Klerikalismus aus, der als eine der Ursachen für sexuellen Missbrauch in der Kirche gilt. In der Frage des Pflichtzölibats und der möglichen Zulassung von Frauen zum Priesteramt spricht sich der Text für weitere Prüfungen aus. Unter anderem heißt es dazu: "Es besteht die Gefahr, dass die zölibatäre Lebensform in ein Abseits führt, wenn die Zeichenhaftigkeit von großen Teilen des Volkes Gottes nicht mehr mitgetragen wird." Die Debatte über den Grundlagentext mit dem Titel "Priesterliche Existenz heute" hatte bei früheren Synodalversammlungen für heftige Kontroversen gesorgt, weil dabei die grundsätzliche Frage nach dem Sinn des Priestertums in der katholischen Kirche aufgeworfen worden war. (KNA)

15:55 Uhr: Appelle zu verständlicher Sprache beim Synodalen Weg

Mehr sprachliche Klarheit beim Synodalen Weg wünscht sich Finja Miriam Weber. Sie habe trotz mehrerer Semester Theologiestudiums mitunter Schwierigkeiten, den Debattenbeiträgen zu folgen, sagte Weber am Donnerstag in Frankfurt zu Beginn der letzten beschlussfassenden Vollversammlung des Reformprojekts. Die junge Synodale wiederholte ihren Appell, den sie ähnlich zu Beginn des 2019 gestarteten Reformdialogs formuliert hatte: "Lassen Sie uns verständlich sprechen!"

Marcus Leitschuh, ein weiterer Teilnehmer der Synodalversammlung, las aus einer Rede vor, die er von dem digitalen Werkzeug ChatGPT zum Synodalen Weg hatte verfassen lassen. "Wir dürfen nicht vergessen, dass unser Weg noch lange nicht beendet ist", lautete einer der mittels Künstlicher Intelligenz erstellten Textvorschläge. "Wir müssen uns weiter öffnen und auf diejenigen hören, die wir erreichen wollen." (KNA)

14:15 Uhr: Präsidium des Synodalen Wegs wirbt um Zuversicht vor Abschluss

Zum Auftakt der vorerst letzten Vollversammlung des Synodalen Wegs hat das Präsidium um Zuversicht geworben. Die Tagesordnung mit zehn Beschlusstexten spiegele den Willen wider, "zu sichtbaren Veränderungen zu kommen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, am Donnerstag in Frankfurt. "Diese Kirche verdient es, dass wir sie nicht lassen, wie sie ist."

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, betonte: "Es gab Phasen von Enttäuschung, von Wut und von Verzweiflung, aber auch Phasen der Euphorie und des gelingenden Miteinanders. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir des Vertrauens so vieler Menschen würdig waren." Bis Samstag beraten rund 230 Bischöfe und Laienvertreter unter anderem über Segnungen für homosexuelle Paare, eine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, eine Öffnung des Zölibats und mehr Mitbestimmung von Laien.

Der Synodale Weg habe auch "Verluste" erlitten, so Stetter-Karp. Einzelne hätten ihre Mandate niedergelegt: "Offenbar haben Integrationswille und Integrationsfähigkeit Grenzen." Insgesamt hoffe sie dennoch auf einen gelingenden Abschluss: "Wir brauchen auch Vertrauen in uns selbst, dass wir es gemeinsam schaffen können, Dinge zu verändern." Dafür müsse aber auch ein Wille zum Kompromiss da sein.

Bode zuversichtlich

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zeigte sich zuversichtlich, dass es gelingen werde, für die Papiere zum Diakonat der Frau und den Verkündigungsdienst durch Nicht-Priester "klare Ergebnisse" zu bekommen. Gleichwohl räumte er ein, die Erfahrungen bei der Bischofs-Vollversammlung vergangene Woche in Dresden zeigten, "dass wir in der Schlussrunde noch viel Synodalität lernen müssen und der Heilige Geist noch viel zu tun hat".

ZdK-Vizepräsident Thomas Söding betonte, dass der Synodale Ausschuss beschlossene Sache sei. Der Ausschuss soll die Einrichtung eines Synodalen Rats vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien ihre Beratungen auch über den Synodalen Weg hinaus fortsetzen wollen. Der Vatikan hatte sich nach Bitte um Klärung durch fünf Bischöfe gegen ein solches Gremium gestellt.

Bätzing zollten den vielen Mitwirkenden großen Respekt, die sich mit "enormer Energie, mit Einsatz und Dynamik" beim Synodalen Weg engagiert hätten "mit Bereitschaft zu Verständigung und Kompromissen, oft bis zum Äußersten". Er räumte ein: "Ich gestehe, diese Energie haben wir Bischöfe als Initiatoren des Synodalen Wegs in der Gesamtheit nicht immer aufgebracht." (KNA)

13:10 Uhr: Demonstrierende Frauen empfangen Bischöfe vor Tagungshaus

Protestierende Frauengruppen haben die Delegierten des Synodalen Wegs vor dem Tagungsort in Frankfurt am Main empfangen. Mehrere Dutzend Demonstrantinnen von "Maria 2.0", der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) sowie Vertreter der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" warteten vor Beginn der letzten Versammlung des Synodalen Wegs am Donnerstag vor dem Kongresshaus der Messe Frankfurt vor allem auf die Bischöfe. Die Frauen skandierten ihr Aktionsmotto "gleich und berechtigt".

Die Frankfurter Anwältin Monika Humpert, die sich für "Maria 2.0" engagiert, lobte den Synodalen Weg, der eine Kultur des Zuhörens etabliert habe. Ein Reformdialog, in dem Laien und Bischöfe gleichberechtigt beraten, sei noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen, sagte sie. Änderungen in der Kirche seien nicht von der Kirchenspitze zu erwarten, es zeigten sich aber erste Risse in der monarchischen Struktur des Vatikans. Humpert begrüßte, dass die reformorientierten Bischöfe rund um den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, die Reformanliegen des Synodalen Wegs so offensiv nach Rom trügen. (epd)

Heute bei der fünften Synodalversammlung

14 Uhr: Wortgottesdienst zur Eröffnung, Bericht des Präsidiums, Bericht "Straf- und Verwaltungsgerichtsbarkeit"

15:30 Uhr: Zweite Lesung Grundtext "Priesterliche Existenz heute"

17:30 Uhr: Zweite Lesung Handlungstext "Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung"

21 Uhr: Performance "Verantwort:ich"