Der Kirche helfen, "ihren Auftrag zu erfüllen"

Gruppe kauft Dating-App-Daten von Priestern – und gibt sie an Bischöfe

Veröffentlicht am 10.03.2023 um 12:11 Uhr – Lesedauer: 

Denver ‐ Sie wollten der Kirche helfen, "ihren Auftrag zu erfüllen": Eine konservative Gruppierung aus den USA analysierte Daten von Dating- und Sex-Apps, um Geistliche ausfindig zu machen. Die Ergebnisse gingen an Bischöfe und andere hohe Geistliche.

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Eine konservative Gruppierung aus den USA hat im Internet Daten von Dating-Profilen von Priestern erworben und sie anschließend an Bischöfe und hohe Geistliche weitergegeben. Die Organisation "Catholic Laity and Clergy for Renewal" (Katholische Laien und Geistliche für Erneuerung) habe Millionen Dollar ausgegeben, um Daten zur Verfolgung von Handy-Apps zu kaufen, mit denen Priester identifiziert werden konnten, berichtete die "Washington Post" am Donnerstag.

Ziel sei es gewesen, "die Kirche zu ermutigen, ihren Auftrag zu erfüllen", indem Bischöfen "evidenzbasierte Ressourcen" gestellt werden, mit denen sie Schwachstellen in der Priesterausbildung aufdecken können. Der Präsident der Gruppierung, Jayd Henricks, zeigte sich in einem Post auf der Webseite "First Things" stolz, Teil einer Gruppe zu sein, die verfolge, "die Kirche zu lieben und ihr zu helfen, heilig zu sein, und zwar mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, einschließlich Daten". Neben der der Analyse von Dating-Apps seien auch andere Forschungen durchgeführt worden.

Demnach erhielt die Gruppe Daten für den Zeitraum von 2018 bis 2021. Erfasst wurden laut "Washington Post" vor allem Dating-Apps für Homosexuelle. Henricks beteuerte, es gehe nicht um heterosexuelle oder homosexuelle Priester oder Seminaristen, sondern "um ein Verhalten, das allen Beteiligten auf irgendeiner Ebene und in irgendeiner Weise schadet und ein Zeugnis gegen den Dienst der Kirche darstellt". Die Daten erhielt die Gruppierung demnach von Datenmaklern. Sie verglich etwa Standortdaten aus den Dating-Apps mit Standorten von Wohnsitzen, Arbeitsplätzen und Seminaren, um die Geistlichen ausfindig zu machen. Bereits 2021 musste der Generalsekretär der US-amerikanischen Bischofskonferenz zurücktreten und gab als Grund eine bevorstehende Veröffentlichung über "möglicherweise unangemessenes Fehlverhalten" an. Kurz darauf berichtete das katholische Online-Magazin "The Pillar" auf der Grundlage von Standortdaten über die mutmaßliche Nutzung der Dating-App "Grindr" durch den Priester. (mpl)