Synodaler Weg beendet – kfd: "Sehr kleine" Reformschritte
16:54 Uhr: Katholische Frauen: "Sehr kleine" Schritte in Richtung Reform
Die Schritte in Richtung einer Reform der katholischen Kirche sind nach Einschätzung der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) "sehr klein". Bei der fünften Synodalversammlung seien teils "schmerzhafte Kompromisse" nötig gewesen, "um überhaupt in Bewegung zu kommen", erklärten die Synodalinnen der kfd am Samstag. Zuvor war die letzte beschlussfassende Vollversammlung des Reformprozesses Synodaler Weg in Frankfurt zu Ende gegangen.
Als "hart erkämpften Meilenstein" würdigte der Verband den Beschluss für die Zulassung von Frauen als Diakonin, der vorangebracht worden sei und in Rom vorlegt werden soll. "Wir setzen uns nun konsequent ein, dass wir nicht weitere 50 Jahre auf die erste Priesterin warten müssen."
Erleichtert zeigten sich die kfd-Vertreterinnen darüber, dass Pläne für einen veränderten Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt auf große Zustimmung gestoßen seien. Es sei deutlich geworden, dass alle Menschen einzigartig und von Gott gewollt seien. Der Verband kündigte zudem Unterstützung für die Bischöfe an, "die sich für die notwendigen Änderungen in unserer Kirche einsetzen".
Die Synodalversammlung hatte sich dafür ausgesprochen, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen. Bei anderen Themen beschloss die Versammlung für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz konkrete Reformen. So soll Frauen und nicht geweihten Männern künftig die Predigt in Gottesdiensten gestattet werden. Es soll Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben und mehr Respekt in der Kirche für Transpersonen und für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau sehen. Ferner wurde beschlossen, die Normen zum Umgang mit Tätern des sexuellen Missbrauchs und zur Prävention solcher Straftaten weiter zu verschärfen.
2026 soll eine weitere Synodalversammlung beraten, ob und wie die Beschlüsse umgesetzt worden sind. Am Samstag wurden die noch fehlenden 20 Mitglieder für einen 74 Mitglieder zählenden "Synodalen Ausschuss" gewählt. Er soll die noch nicht erledigten Aufgaben des Reformprojekts fortführen und die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien ihre Gespräche fortsetzen wollen. (KNA)
13:15 Uhr: Bätzing: Gegenwind für Synodalen Weg ist Reaktion auf die Geistkraft
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat sich dankbar für das Gelingen des Synodalen Wegs und das weltweite Interesse daran gezeigt. Der Synodale Weg habe – bei allem Knirschen – funktioniert und sei "kein zahnloser Tiger", sagte der Präsident des Synodalen Wegs am Samstag zum Abschluss der fünften Synodalversammlung in Frankfurt. Die große Aufmerksamkeit zeige, dass der Synodale Weg in Deutschland sehr ernst genommen werde. "Der Gegenwind, den wir spüren, ist auch eine Reaktion auf die Geistkraft."
Erneut betonte Bätzing, dass der Synodale Weg weder in eine Spaltung führe, noch der Beginn einer Nationalkirche sei. "Solche abstrusen Unterstellungen weise ich ein weiteres Mal entschieden zurück." Von Anfang habe man im Blick gehabt, dass es Beschlüsse gebe, "die in den aktuellen Strukturen und in ihrer Verantwortung von Bischöfen in den Bistümern umgesetzt werden können". Papst Franziskus habe die Bischöfe immer wieder ermutigt, "unser Amt aktiv wahrzunehmen und aus den Bedürfnissen vor Ort heraus zu agieren". Außerdem sei Rom nicht alleine die Entscheidungsinstanz. "Wir sind dabei zu lernen, was Synodalität ist, und wir stellen mit dem Ende heute in Frankfurt Synodalität auf Dauer", so Bätzing.
Auch die Präsidentin des Synodalen Wegs und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme-Stetter Karp würdigte das Reformprojekt. Es seien nun alle Entscheidungsthemen auf dem Tisch, die man aus der MHG-Studie 2018 abgeleitet habe. Auch habe der Synodale Weg zu einer neuen Gesprächskultur geführt. "Bischöfe konnten erleben, dass sie nicht einsam Entscheidungen treffen müssen."
Gleichzeitig übte Stetter-Karp auch Kritik. So hätte sie sich vor allem einen mit großer Mehrheit beschlossenen Handlungstext "Gemeinsam beraten und entscheiden" gewünscht. Auch habe man es nicht geschafft, die katholische Kirche in Deutschland strukturell wirklich zu verändern. Wer den Missbrauchsskandal ernst nehme, müsse aber an diesen Veränderungen arbeiten. Sie bedauere es daher zutiefst, "dass eine kleine Zahl der Bischöfe in Deutschland diesen strukturellen Wandel verhindern möchte". Es könne nicht gelingen, das Übel des Missbrauchs an den Wurzeln zu fassen, wenn hierarchische Macht das verhinderten und wenn Transparenz nicht gewollt sei, sagte Stetter-Karp. (bod)
11:45 Uhr: Synodaler Weg fordert Diakonat der Frau
Die katholische Kirche in Deutschland will Frauen den Zugang zu Weiheämtern ermöglichen. Die Vollversammlung des Synodalen Wegs verabschiedete nach einer kontroversen, teils emotionalen Debatte am Samstag in Frankfurt mit großer Mehrheit (93,6 Prozent) ein Papier, das Voten für mehr Teilhabe von Frauen in Diensten und Ämtern der katholischen Kirche formuliert. Auch 80,7 Prozent der Bischöfe stimmten dafür. Die Entscheidung wurde mit langem, stehenden Applaus begrüßt.
Laut dem Text sollen sich die deutschen Bischöfe in Rom für eine Zulassung von Frauen zum Diakonat einsetzen, ferner sollen weitergehende Überlegungen aus Deutschland zu einer Öffnung aller Weiheämter in der Weltkirche vorgebracht werden. Die Dogmatikerin Margit Eckholt formulierte es als Übernahme einer "theologische Anwaltschaft" für die Teilhabe von Frauen. So müsse die Verbindlichkeit der bestehenden lehramtlichen Aussagen, die bisher Frauen von Weiheämtern kategorisch ausschließt, kritisch überprüft werden.
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode betonte, es habe "selten eine so deutliche Aussage der Bischöfe für den Diakonat der Frau" gegeben. Kurzzeitig stand zur Debatte, den Text aus Zeitgründen in den noch zu gründenden Synodalen Ausschuss zu überweisen. Dem wurde jedoch vehement widersprochen, unter Verweis auf die hohe Bedeutung des Papiers für viele.
Der Text mit dem Titel "Frauen in sakramentalen Ämtern - Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch" liegt auf der Linie des Grundtextes zu Frauen in der katholischen Kirche, der auf der vorangegangenen vierten Vollversammlung bereits verabschiedet wurde. (KNA)
10:50 Uhr: Synodaler Weg verabschiedet Grundsatztext mit Schuldbekenntnis
Die Vollversammlung des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg hat sich auf einen kirchenpolitischen Grundlagentext verständigt. In Frankfurt votierten die Synodalen am Samstag mit großer Mehrheit (97 Prozent) für die Annahme einer vom Präsidium eingereichten Textvorlage für eine sogenannte Präambel mit dem Titel "Hören. Lernen. Neue Wege gehen". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sprach von einem Wegweiser.
Die sechsseitige Präambel benennt den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche als Ausgangspunkt für das Reformprojekt. Er formuliert das Ziel, einen "Weg der Umkehr und Erneuerung" zu gehen. Der Text ist eine Bestandsaufnahme zur aktuellen Kirchenkrise und enthält ein umfangreiches Schuldbekenntnis zum Umgang mit Missbrauch in der Kirche. Er enthält zudem ein Plädoyer für eine respektvolle und freimütige Gesprächskultur.
Benannt werden die vier Schwerpunktthemen des Dialogs: Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Hier brauche es Entscheidungen in Deutschland und klare Voten bei Themen, die auf weltkirchlicher Ebene entschieden werden müssen. Die Präambel ordnet den deutschen Synodalen Weg als einen Beitrag zur Weltsynode ein, zu der Papst Franziskus alle Katholiken eingeladen hat. (KNA)
10:20 Uhr: Synodaler Ausschuss steht
Nach dem Ende des Synodalen Wegs können die Beratungen über Reformen in der katholischen Kirche in einem "Synodalen Ausschuss" fortgesetzt werden. Am Samstag hat die Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt 20 Mitglieder des "Synodalen Ausschusses" gewählt, der die Arbeit des Reformprojekts in den kommenden Jahren fortführen und umsetzen soll. Der Ausschuss hat insgesamt 74 Mitglieder. 27 davon sind die deutschen Ortsbischöfe, ebenfalls 27 stellt der katholische Laiendachverband ZdK. Laut Satzung mussten 20 weitere Personen nach dem Mehrheitsprinzip gewählt werden.
Unter diesen gewählten Mitgliedern ist mit Ludger Schepers (Essen) ein Weihbischof. Von den übrigen gewählten Mitgliedern sind 12 Männer, 7 Frauen und eine nicht binäre Person. Zu den prominentesten gewählten Ausschussmitgliedern zählen die Rechtswissenschaftlerin Charlotte Kreuter-Kirchhof, der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, und der Kirchenrechtler Thomas Schüller. Um den 20. Platz gab es wegen Stimmengleichheit eine Stichwahl zwischen drei Kandidaten, bei der sich die Benediktinerin Maria Elisabeth Bücker durchsetzte.
Unklar blieb zunächst, ob alle 27 Ortsbischöfe ihren Sitz im Synodalen Ausschuss annehmen werden. Fünf von ihnen hatten vorab im Vatikan angefragt, ob dies erlaubt sei. Die Antwort aus dem Vatikan lässt die Möglichkeit einer Teilnahme offen, sofern der Ausschuss nur beratende und keine verbindlich beschließende Macht für sich in Anspruch nimmt. Es steht deswegen auch die Frage im Raum, inwiefern Laien an den Entscheidungen der Bischöfe mitwirken. Der Synodale Ausschuss könnte im Herbst erstmals zusammentreten.
Im vergangenen September war bei der vierten Synodalversammlung in zweiter und damit letzter Lesung der Handlungstext "Synodalität nachhaltig stärken" verabschiedet worden. Beschlossen wurde die Errichtung eines Synodale Ausschuss für drei Jahre, der einen Synodalen Rat vorbereiten soll. In dem neuen Gremium wollen Bischöfe und Laien gemeinsam beraten und Grundsatzentscheidungen von überdiözesaner Bedeutung treffen, etwa zur pastoralen Planung, zu Zukunftsfragen oder Haushaltsangelegenheit der Kirche. Die Beschlüsse des Synodalen Rates sollen dabei dieselbe rechtliche Wirkung haben wie die Beschlüsse der Synodalversammlung – kirchenrechtlich sind sie also nicht bindend. (bod/KNA)
Die Mitglieder des Synodalen Ausschusses
Eine Aufstellung mit allen 74 Mitgliedern des Synodalen Ausschusses findet sich auf der Website des Synodalen Wegs.
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09:15 Uhr: Kirche soll Umgang mit Inter- und Transsexuellen ändern
In der katholischen Kirche sollen die Belange von inter- und transsexuellen Menschen mehr Aufmerksamkeit erfahren. Am Samstagvormittag verabschiedete die Vollversammlung des Synodalen Wegs ein Papier, wonach es unter anderem möglich sein soll, bei der Taufe von Kindern mit unklarer Geschlechtsidentität den entsprechenden Eintrag im Taufregister wegzulassen oder an dieser Stelle den Begriff "divers" zu verwenden. Auch sollten transgeschlechtliche Katholiken unkompliziert die Möglichkeit erhalten, ihren Personenstand sowie ihre Vornamen im Taufregister ändern zu lassen.
Das Papier versteht sich als "Startpunkt für weitere Überlegungen". Die Zustimmung lag bei allen Synodalen bei rund 95 Prozent, bei den Bischöfen stimmten 84 Prozent dem Text zu, bei den nicht-männlichen Teilnehmerinnen der Synodalversammlung kam der Text auf 100 Prozent Zustimmung. Es folgte lang anhaltender, stehender Applaus, im Plenum wurden Regenbogenfahnen geschwenkt.
Vorausgegangen war eine Aussprache, in der nachdenkliche Töne vorherrschten. Mehrere Bischöfe räumten ein, dass sie erst vor wenigen Jahren mit dem Thema in Berührung gekommen seien. "Es ist Vieles für mich ganz neu", sagte der Münsteraner Bischof Felix Genn. Der Essener Weihbischof Ludger Schepers sprach von einer "Lernreise". Mara Klein, als diverse Person eines der bekanntesten Mitglieder der Synodalversammlung, betonte, trotz aller, zum Teil intensiver Debatten auf dem Synodalen Weg habe sich ihr Engagement bei dem Reformdialog gelohnt. (KNA)
Heute bei der fünften Synodalversammlung
8:00 Uhr: EinHalt
8:15 Uhr: Handlungstext "Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt"
9.15: Wahl von 20 Mitgliedern des Synodalen Ausschusses
9.45: Grußworte internationaler Gäste
10.15: Zweite Lesung- Präambeltext "Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland"
11.30: EinHalt: geistliche Reflexion des Synodalen Weges
12:45 Uhr: Mittagessen
15:00 Uhr: Abschlussgottesdienst
Ab 16:30 Uhr: Auszug der Synodalen aus dem Bartholomäus-Dom