Erfolg oder Schisma? Internationale Pressestimmen zum Synodalen Weg
Mit der am Samstag zu Ende gegangenen fünften Synodalversammlung ist der 2019 begonnene Synodale Weg beendet. Auch in Medien außerhalb Deutschlands ist das Projekt immer wieder Thema gewesen, mit sehr unterschiedlichen Perspektiven auf Themen und Entscheidungen. Ebenso verschieden blicken die Publikationen auf das Ende des Synodalen Wegs.
Das spanische Portal "InfoCatòlica" urteilt: "Die Veranstalter haben nicht den geringsten Versuch unternommen, ihre Positionen denen der katholischen Kirche anzunähern. Ganz im Gegenteil. Sie haben bewusst auf einen Zusammenstoß gesetzt. Sie haben dabei diktatorische Methoden angewandt, wie das Verbot der geheimen Abstimmung, um zu verhindern, dass Bischöfe, die mit dem, was genehmigt werden sollte, nicht einverstanden waren, dagegen stimmten; natürlich hätten sie das tun können – einige haben es getan –, aber diejenigen, die sich der Stimme enthielten, hatten Angst, die Schikanen zu erleiden, die die 'Toleranten' denen auferlegen, die nicht mit ihnen übereinstimmen."
Kritik an dem Ergebnis des als Reaktion auf Missbrauch in der Kirche gestarteten Projekts kommt ebenso vom Portal "The European Conservative": "Der 2019 von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ins Leben gerufene 'Synodale Weg' sollte in erster Linie dem Vertrauensverlust entgegenwirken, den die katholische Kirche im Zuge der Missbrauchsskandale erlitten hatte. Er wandelte sich jedoch bald zu einer Quasi-Bewegung der sozialen Gerechtigkeit, die sich auf die Neugestaltung der katholischen Sexualmoral, die Stellung der Frau in der Kirche und den Pflichtzölibat der Priester konzentrierte."
"Reformistischer, keineswegs radikaler Diskurs"
Ganz anders sieht es die französische Zeitung "Libération": "Der 'synodale Weg', der von Bischöfen und Laien als Antwort auf die Skandale sexueller Gewalt initiiert wurde, endete am Samstag mit einem reformistischen, aber keineswegs radikalen Diskurs, um ein Schisma zu vermeiden. Eine Enttäuschung für die deutschen Gläubigen, die der Institution zunehmend den Rücken kehren.
Von einer Revolution oder einem Schisma in der deutschen katholischen Kirche ist man noch sehr weit entfernt. Dies zeigte die 'reformorientierte' Strömung am Wochenende in Frankfurt beim Abschluss des 'synodalen Weges', einem Diskussionsformat zur Reform der Institution nach den Skandalen um Pädokriminalität in der Kirche. Viele Teilnehmer bezeichneten die Bilanz jedoch als 'Etappensieg' gegen Rom. Sie zeigten, dass sie nicht bereit waren, sich dem Druck des Vatikans zu beugen, der ihren Ansatz zur Demokratisierung der Machtstrukturen missbilligt."
Sehr positiv sieht die französische Zeitung "La Croix" das Reformprojekt: "Die Deutschen haben das Risiko einer Debatte auf sich genommen und uns daran erinnert, dass dies eine Tradition ist, die die Kirche von Anfang an durchströmt, man muss nur die Apostelgeschichte lesen. Sie haben es nicht immer vermieden, in politische Auseinandersetzungen (Progressive/Konservative) zu verfallen, aber am Ende haben sie einen starken Konsens erzielt. Dennoch werfen sie die Frage nach der Einheit des Katholizismus auf: Wie weit können sie alleine gehen? Die deutsche Kirche hat erkannt, dass ihr Vorgehen durch die Art und Weise, wie sie scheinbar im Besitz der Wahrheit ist, sogar den Papst verärgern könnte. Was für Deutschland gut ist, muss nicht unbedingt auch für andere gut sein. Die Schlussfolgerungen der Synode, die am Samstag mit großer Zustimmung verabschiedet wurden, sind letztlich vorsichtig. Sie verweisen doktrinäre Fragen (weiblicher Diakonat, Zölibat der Priester) an Rom und wünschen, dass diese Punkte geprüft werden. Eine Herausforderung für Papst Franziskus, der stets lokale Initiativen fördern wollte, dessen Aufgabe es aber gerade ist, die Einheit der universellen Kirche zu bewahren."
Vatikan herausgefordert
Das spanische Portal "Religion Digital" verweist ebenso auf die Arbeit, die in Rom noch geleistet werden muss: "Mit diesen Initiativen fordern die deutschen Katholiken einmal mehr den Vatikan heraus, der nicht zögerte, den in Deutschland eingeleiteten synodalen Reformprozess zu kritisieren, der Homosexualität als Sünde betrachtet.
Die traditionell schwierigen Beziehungen zwischen Rom, das den deutschen Gläubigen das Recht abspricht, Lehre und Praxis zu ändern, und den deutschen Katholiken, die den Vatikan für zu konservativ halten, versprechen keine Besserung."