Viele Forderungen des Reformprozesses schon "seit Jahrzehnten eingeführt"

Synodaler Weg: Bischof Fürst warnt vor "abgespaltener Sonderkirche"

Veröffentlicht am 18.03.2023 um 15:45 Uhr – Lesedauer: 

Waldenburg ‐ Eine "abgespaltene Sonderkirche" durch den Synodalen Weg? Das befürchtet der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst. Dabei seien viele Forderungen schon erfüllt, betont der Oberhirte – und sprach auch über Homosexualität.

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Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst hat davor gewarnt, dass sich als Folge des Reformvorhabens Synodaler Weg eine "abspaltende Sonderkirche" entfalten könnte. Vor dem Diözesanrat rief Fürst am Samstag dazu auf, die weltkirchlichen Zusammenhänge der Beschlüsse zu beachten.

Fürst sagte, viele Forderungen des Synodalen Weges seien durch das Rottenburger Modell schon "seit Jahrzehnten eingeführt". Rottenburger Modell heißt eine spezielle Form der Kirchenorganisation auf Bistums- und Gemeindeebene in Württemberg. Als weltweit einmalig gelten die Mitbestimmungsrechte von Nicht-Klerikern. Mit Zwei-Drittel-Mehrheit kann das Gremium Finanzvorhaben des Bischofs ablehnen.

Als Beispiele für Umsetzungen nannte Fürst die 1971 eingeführte Laienpredigt, die Mitwirkung von Frauen bei der Leitung von Gottesdiensten und die Übernahme der Verantwortung für Pfarrgemeinden durch Laientheologen seit dem Jahr 2002. Weiter betonte der Bischof, in der Bistumsverwaltung leiteten sechs Frauen Hauptabteilungen. Die Quote liege deutlich höher als in den meisten DAX-Konzernen.

Auch Homosexualität Thema

Fürst sprach sich dafür aus, in den nächsten Jahren in Deutschland beispielhafte Formen für Gottesdienste mit Segenszeichen für homosexuelle Paare zu entwickeln. Zugleich betonte er, Homosexualität sei in Württemberg kein Hindernis, um Diakon oder Priester zu werden. Allerdings gelte auch für Homosexuelle die Verpflichtung zum Zölibat, also zum ehelosen Leben. Eine Aussprache über die Ansprache des Bischofs und die Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges fand zunächst in Gruppen, nicht aber öffentlich statt.

Am vergangenen Wochenende war mit der fünften Synodalversammlung in Frankfurt am Main der Synodale Weg vorerst zu Ende gegangen. Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien hatten dabei drei Jahre lang über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland diskutiert. Die Schwerpunktthemen waren Macht, Priestertum, Sexualmoral und die Rolle von Frauen in der Kirche. (mpl/KNA)