Initiative wartet seit halbem Jahr auf Antwort auf Brief an Franziskus

#OutInChurch: Papst soll Katechismus-Stellen zu Homosexualität ändern

Veröffentlicht am 28.03.2023 um 13:44 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Vor einem halben Jahr hat "#OutinChurch" an Papst Franziskus geschrieben. Eine Antwort steht noch aus. Nun hat die queere Initiative ihren Brief veröffentlicht. Sie fordert vom Kirchenoberhaupt einen historischen Schritt.

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Die Initiative "#OutInChurch" fordert von Papst Franziskus eine Änderung von queer-feindlichen Passagen des Katechismus. Außerdem solle das Kirchenoberhaupt Verantwortung für das Unrecht und Leid übernehmen, das LGBTIQ+-Personen in der Kirche widerfahren ist. Das geht aus einem Brief der Initiative an Franziskus vom September vergangenen Jahres hervor. #OutInChurch hat das Schreiben am Montag auf der Internetseite feinschwarz.net veröffentlicht, da bisher noch keine Antwort aus Rom vorliegt.

Eine Umformulierung des Katechismus sei ein "wichtiger Schritt, Unrecht, Unterdrückung, Gewalt und innere Not von LGBTIQ-Menschen zu verringern", schreiben die Initiatoren. Konkret wollen sie eine positive Wertung von Homosexualität als Schöpfungsvariante in den Text aufgenommen sehen (Nummer 2357). Außerdem sollen die Passagen gestrichen werden, in denen "tiefsitzende homosexuellen Tendenzen" als "Prüfung" bezeichnet und anderen Gläubige dazu aufgefordert werden, Homosexuellen mit "Achtung, Mitgefühl und Takt" zu begegnen (Nummer 2358). Auch die Aufforderung an Homosexuelle, keusch zu leben, soll laut #OutInChurch aus dem Katechismus herausfallen (Nummer 2359). Gott habe Menschen mit diverser geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung geschaffen und könne "sich in seiner Schöpfung nicht geirrt haben", heißt es in dem Brief an Franziskus.

"Queere Mitarbeitende haben immer noch Angst"

Weiter solle die Kirche sogenannte Konversionstherapien ablehnen und sich überall auf der Welt für das für das Ende der Verfolgung und Unterdrückung von LGBTIQ+ Personen aktiv einsetzen. Auch eine Aufarbeitung ihrer eigenen Schuldgeschichte gegenüber queeren Menschen müsse vorangetrieben werden.

Dem Kölner Domradio sagte am Dienstag Raphaela Soden, Bildungsreferentin im Erzbistum Freiburg und Gründungsmitglied von #OutInChurch, mit der Veröffentlichung des Briefes habe die Initiative ihre Forderungen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen wollen. Sie erwarte nun nicht unmittelbar eine Antwort aus dem Vatikan. Zwar seien mit der Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts und den Beschlüssen des Synodalen Wegs in Deutschland schon Verbesserungen der Situation von queeren Menschen erreicht worden. Das reiche aber noch nicht aus. "Queere Mitarbeitende haben immer noch Angst. Es gibt immer noch Kolleginnen, die sich nicht trauen, sich zu outen, auch wenn die Grundordnung geändert ist", so Soden.

Den Brief an Franziskus haben der Münchener Theologe und Religionslehrer Michael Brinkschröder, der Hamburger Religionspädagoge Jens Ehebrecht-Zumsande und Bernd Mönkebüscher, Pastor aus Hamm, unterschrieben. Es seien aber noch mehr Menschen daran beteiligt gewesen, heißt es auf feinschwarz.net. Die Initiative #Outinchurch ist ein Zusammenschluss von queeren Mitarbeitenden in der katholischen Kirche, die sich im Januar 2022 gemeinsam geoutet haben. Eine dazugehörige Fernsehdokumentation wurde im November mit dem Katholischen Medienpreis ausgezeichnet. (gho)