Bodes Rücktritt war richtig – aber was macht der Papst?
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So überraschend er nun kam, so notwendig war er: Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat durch seinen Rücktritt als erster deutscher Oberhirte persönliche Konsequenzen aus dem kirchlichen Missbrauchsskandal gezogen. Dafür gebührt ihm Respekt. Zugegeben: Dass er diesen Schritt nicht direkt nach Veröffentlichung eines ihn belastenden Missbrauchsgutachtens vollzogen hat, mutete damals befremdlich an.
Im Kontext wird das Vorgehen jedoch verständlich. Es war Bode ein Anliegen, die Weichen in seinem Bistum zunächst so zu stellen, dass sich Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauch künftig nicht wiederholen kann. Zudem war ihm daran gelegen, den Synodalen Weg als dessen Vizepräsident bis zum vorläufigen Ende mitzugehen, um lange überfällige Reformen in der Kirche einzuleiten.
War Bode aber nun wirklich der Erste? Immerhin hatten im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal schon der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und dessen Weihbischof Dominikus Schwaderlapp dem Papst ihren Rücktritt angeboten. Der große Unterschied: Im Fall Bode ist dieser Schritt zum ersten Mal konsequent zu Ende geführt worden. Bei drei der vier Genannten lehnte Franziskus den Amtsverzicht ab, bei Woelki ist nach weit über einem Jahr noch keine Entscheidung gefallen.
Das führt unweigerlich zur Frage, nach welchen Kriterien der Papst eigentlich über das Verbleiben im oder Ausscheiden aus dem Bischofsamt entscheidet. Der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding monierte in dieser Woche vollkommen zu Recht, dass es sich um ein "hoch intransparentes" Verfahren handele und der Papst keine klare Linie in seinen Entscheidungen erkennen lasse. Auch den angenommenen Rücktritt Bodes hat der Vatikan öffentlich nicht begründet, was Nährboden für weitere Spekulationen ist.
Dass Franziskus die Bischöfe, vor allem aber die Gläubigen in ihren Bistümern teils monatelang im Unklaren lässt, ist Zeugnis einer versagenden vatikanischen Personalpolitik. Mindestens wäre es an der Zeit, dass der Papst sich selbst an klare Regeln hält, was Fristen wie auch Transparenz betrifft. Besser noch sollte die Kirche aber einen Schritt weitergehen: Möchte ein Bischof aus guten Gründen aus dem Amt scheiden, muss er nicht mehr auf den Mann in Rom warten.
Der Autor
Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.