Theologin kritisiert vorherrschendes Gottesbild vom alten, weisen Mann
Für neue, kreative Beschreibungen und Vorstellungen von Gott haben Theologinnen und Theologen beim 75-Jahr-Jubiläum der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" geworben. Die Aachener Theologin und Bloggerin Annette Jantzen kritisierte, noch immer seien Gottesbilder vom alten, weisen Mann vorherrschend. "Es bleibt zu viel ungesagt, wenn wir nur so von Gott denken und sprechen." Sie plädierte dafür, auch weibliche Namen und Attribute zu nutzen. "Gott hat kein Geschlecht, aber wir sollten die noch immer patriarchalen Benennungen wie 'Vater' oder 'Herr' oder 'Schöpfer' hinterfragen."
Für den Kölner Theologen Hans-Joachim Höhn braucht es bei der Rede über Gott "mehr Poesie, die andächtig werden und Unsicherheiten, Fragen und Zweifel zulässt". Viel zu oft sei in der katholischen Kirche der "Sprachbeton von Glaubenshütern und Glaubensrichtern" zu hören. Er verwies auf den Theologen Johann Baptist Metz, der dafür geworben habe, in Gebet und Theologie rebellisch und radikal zu sprechen. "Keine Sprache kennt so wenig Sprachverbote wie die des Betens", zitierte Höhn den 2019 verstorbenen Vordenker der Befreiungstheologie. Nur in poetischer Sprache und ohne Geschwätzigkeit könne es gelingen, die religiöse Schwerhörigkeit der Gegenwart zu überwinden.
"Christ in der Gegenwart" erscheint seit 1948 in Freiburg und ordnet wöchentlich Entwicklungen und Fragestellungen in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft aus christlicher Perspektive ein. Derzeit liegt die Auflage bei knapp 30.000 Exemplaren. Neben Nachrichten, Kommentaren und analysierenden Texten liefert die im Verlag Herder erscheinende Zeitschrift auch geistliche Impulse. Zur Feierstunde am Dienstagabend waren knapp 200 Leser, Interessierte sowie Autoren der Zeitschrift gekommen. (KNA)