Katholische und evangelische Theologie für bessere Arbeitsbedingungen

Befristungen für Postdocs: Ökumenischer Protest der Fakultätentage

Veröffentlicht am 03.04.2023 um 10:46 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt/Rostock/Oldenburg ‐ Weniger Zeit bis zur Professur: Arbeitsverträge von Nachwuchsforschenden sollen noch kürzer befristet werden. Das hat enormen Protest in der Wissenschaft bewirkt. Nun stimmen auch die Fachvertretungen der Theologien ein – mit einem starken Partner.

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Die Fakultätentage für katholische und evangelische Theologie sowie der philosophischen Fakultäten halten die geplanten Änderungen bei befristeten Arbeitsverträgen für den wissenschaftlichen Nachwuchs für unrealistisch und schädlich für den Forschungsstandort Deutschland. In einer gemeinsamen Stellungnahme erklärten die Vorsitzenden der Fachzusammenschlüsse am Wochenende, dass eine Überarbeitung der Pläne für die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) unerlässlich sei, um auch in Zukunft eine solide Nachwuchsförderung zu gewährleisten.

Aus der Perspektive des Fachs Theologie und der Geisteswissenschaften sei die Verkürzung der Befristungsdauer von Verträgen in der Qualifikationsphase nach der Promotion (Postdoc-Phase) nicht praktikabel. "In den hermeneutischen Fächern beträgt die durchschnittliche Dauer eines Habilitationsverfahrens sechs Jahre. Dem schließt sich eine Bewerbungsphase unterschiedlicher Länge an", erläutern die Vorsitzenden, die Rostocker evangelische Alttestamentlerin Judith Gärtner, der  katholische Dogmatiker Dirk Ansorge (Sankt Georgen) und der Oldenburger Historiker Michael Sommer. 

Mitte März hatte das Wissenschaftsministerium Eckpunkte vorgestellt, zu denen unter anderem eine Reduzierung der maximalen Befristungsdauer für Arbeitsverträge von wissenschaftlichen Mitarbeitenden nach Abschluss der Promotion gehören. Damit wird die Zeit kürzer, in der Nachwuchsforscher eine Professur erreichen müssen, um dauerhaft in der Wissenschaft beschäftigt zu bleiben. Die Pläne hatten in der Wissenschaft zu großen Protesten geführt. Mittlerweile haben über 2.800 Professorinnen und Professoren, darunter mehrere Dutzend aus der Theologie, einen offenen Brief gegen die Pläne unterzeichnet.

Wissenschaftsministerium will in den Dialog gehen

Der Brief unter der Überschrift "Nivellierung statt Novellierung" sieht den Vorschlag für die Reform als "Verschlimmbesserung" der bisherigen Situation durch noch niedrigere Befristungshöchstgrenzen für die Zeit nach der Promotion. Bislang gilt eine Höchstdauer von sechs Jahren. Die eigentlich notwendigen Themen gehe das Eckpunktepapier des Wissenschaftsministeriums nicht an, nämlich eine bessere Aussicht auf Festanstellung in der Wissenschaft auch ohne Professur. Schon jetzt führten kurze und kürzeste aufeinanderfolgende Befristungen von Stellen dazu, dass exzellente Forschende auf Stellen im Ausland abwanderten. Auf den Protest hin kündigte der parlamentarische Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, der FDP-Abgeordnete Jens Brandenburg, an, dass die Frage der Höchstdauer der Postdoc-Qualifizierungsbefristung vor Fertigstellung eines Referentenentwurfs des geplanten Gesetzes noch einmal debattiert werde.

Die Fakultätentage vertreten ihre Fächer hochschulpolitisch. Der Katholisch-Theologische Fakultätentrag vertritt 18 theologische Fakultäten und Fachbereiche sowie 33 Institute für die Ausbildung von Lehrkräften, der Evangelisch-theologische Fakultätentag 19 Fakultäten und Fachbereiche. Im Philosophischen Fakultätentag sind 135 Fakultäten und Fachbereiche an 62 deutschen Hochschulen zusammengeschlossen. Er vertritt die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. (fxn)