Kohlgraf: Gruppen reden über andere in der Kirche wie über Feinde
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den innerkirchlichen Umgang miteinander deutlich kritisiert. "Gruppen reden über andere in der Kirche wie über Feinde, wenigstens Gegner", sagte Kohlgraf laut Mitteilung seines Bistums bei der Chrisammesse am Montagabend im Mainzer Dom. Das erlebe man sowohl beim Synodalen Weg wie auch in den Bistümern. "Die Bischöfe werden gegen andere ausgespielt und andersherum ebenso." Die "Gewaltlosigkeit Jesu", für die die Karwoche besonders stehe, müsse aber zu einer Gewaltlosigkeit auch im kirchlichen Leben führen.
Es gehe "um das Hineinwachsen in diese Haltung der Glaubwürdigkeit, der Selbstbeschränkung von Macht, die andere unterdrückt", so Kohlgraf. Unglaubwürdigkeit in der Kirche entstehe nicht zuletzt dadurch, dass sich Menschen als Heilsbringer gebärdeten und damit Macht missbrauchten. Das betreffe auch die seelsorglichen Beziehungen in der Kirche zwischen Menschen insgesamt. "Nicht nur Bischöfe stellen sich auf einen Sockel oder genießen es, wenn sie von anderen erhöht werden", betonte der Oberhirte.
Befremdende Debatten
Mit Blick auf innerkirchliche Reformen sagte Kohlgraf: "Es fallen Totschlagargumente: Die einen werden beschuldigt, zu erpressen, die anderen setzen durch Maximalforderungen unter Druck." Er habe für die Synodaltexte gestimmt, weil die Themen drängten. "Und dennoch hat mich der Stil der Debatte und des Umgangs miteinander immer wieder befremdet." Synodalität müsse noch mühsam gelernt werden.
Es gebe Gewalt im Denken, Reden und Tun von "rechts" und "links", auch im Bistum Mainz, so Kohlgraf. "Sogenannte Progressive können sich als liberal präsentieren, solange eigene Macht nicht angefragt wird. Das gilt ebenso für sogenannte Konservative", sagte der Bischof. Gewalt sei es im Übrigen auch, wenn Gruppen vor dem Frankfurter Kongresszentrum für die "Erlösung" von einem bestimmten Bischof beteten.
Bei der Chrisammesse (Missa Chrismatis) werden die heiligen Öle für ein Bistum geweiht. Dabei handelt es sich um das Katechumenenöl für Taufbewerber, das Krankenöl zur Spendung der Krankensalbung und das Chrisam, das bei der Spendung der Taufe, des Firmsakraments und der Priesterweihe Verwendung findet. (tmg)