Heute noch Priesterbild aus vergangenen Jahrhunderten präsent

Kohlgraf: Priesterausbildung darf nicht in Sonderwelten stattfinden

Veröffentlicht am 31.03.2023 um 10:41 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Wie geht es weiter mit der Priesterausbildung? Laut dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf dürfe diese "nicht in einer Sonderwelt" stattfinden. Das gelte gerade vor dem Hintergrund von Missbrauch. Er fordert, Ausbildungswege individuell zu gestalten.

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hält es für eine große Herausforderung, die Ausbildung in Priesterseminaren "nicht in einer Sonderwelt" stattfinden zu lassen, die nichts mit der Realität der Gesellschaft zu tun hat. "Einen klassischen Berufsweg gibt es heute nicht mehr. Die Wege in den Priesterberuf sind sehr individuell geworden", sagte der Oberhirte am Donnerstagabend bei einer internationalen ökumenischen Historiker-Tagung, wie das Bistum am Donnerstag mitteilt. Die Herausforderung gelte gerade vor dem Hintergrund der kürzlich veröffentlichten Mainzer Missbrauchsstudie.

Ausbildungswege müssten individueller gestaltet werden, sagte Kohlgraf. Zwar habe es in den vergangenen Jahren viele Veränderungen gegeben. Jedoch "haben wir noch zu stark ein Einheitsmodell in der Ausbildung". Im Mainzer Priesterseminar würden dagegen bereits seit Jahren alle pastoralen Gruppen ausgebildet. Schwierig sei außerdem, dass auch heute noch Priesterbilder aus früheren Jahrhunderten präsent seien. Die Reflexion über das Priesterbild sei jedoch ein gutes Zeichen. "Der Pfarrer muss heute nicht mehr nur fromm sein, sondern sich auch kritischen Diskussionen aussetzen", so Kohlgraf. Man sei momentan am Anfang davon, synodale Aspekte ins Leitungsverständnis einzufügen. Die ersten Erfahrungen zeigten, "dass die Arbeit in Teams für viele eine Entlastung ist". Die Entwicklung von Seelsorgestandards sei gerade vor dem Hintergrund sexualisierter Gewalt notwendig.

Anfang des Monats ist die Missbrauchsstudie für das Bistum Mainz vorgestellt worden. Sie nennt benennt Fehlverhalten etwa des verstorbenen Kardinals Karl Lehmann und weiterer Bischöfe. Seit 1945 gab es demnach 392 Beschuldigte und 657 Betroffene. (mpl)