Nutzung von Dating-Apps sei normal

Papst Franziskus: Sexualkatechese steckt noch in den Kinderschuhen

Veröffentlicht am 06.04.2023 um 14:34 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ In einem neuen Dokumentarfilm findet Papst Franziskus viele lobende Worte für Sex – und bemängelt zugleich, dass die Sexualkatechese noch in den Kinderschuhen stecke. Auch zur Nutzung von Dating-Apps äußert er sich.

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Papst Franziskus hat eingeräumt, dass die Sexualkatechese der Kirche noch in den Kinderschuhen steckt. Der Ausdruck der Liebe sei der zentrale Punkt der sexuellen Aktivität, sagt er in einer Dokumentation des Streaming-Dienstes "Disney+", die am Mittwoch erschienen ist und über die "Vatican News" berichtet. "Dabei ist Sex eines der schönen Dinge, die Gott dem Menschen gegeben hat."

"Sich sexuell auszudrücken, ist ein Reichtum. Alles, was den wirklichen sexuellen Ausdruck schmälert, schmälert auch dich und lässt diesen Reichtum in dir verarmen", ergänzt das Kirchenoberhaupt. Es sei auch normal, mit Dating-Apps wie Tinder nach Partnerinnen und Partnern zu suchen. "Junge Menschen streben danach, einander kennenzulernen – und das ist sehr gut." Die Dokumentation zeigt das Kirchenoberhaupt im Gespräch mit zehn Menschen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, sie kommen aus Spanien, dem Senegal, Argentinien, den Vereinigten Staaten, Peru und Kolumbien.

Die Teilnehmenden sprechen mit dem Pontifex auch über seine Haltung zu Schwangerschaftsabbrüchen. Er betont seine Ablehnung des Eingriffs damit, dass es sich bei jedem Embryo "nicht um eine Ansammlung von Zellen, sondern um ein menschliches Leben“ handele. Er sagt jedoch auch, es sei "eine Sache, eine Person zu begleiten, die es getan hat, eine ganz andere, die Tat zu rechtfertigen".

Niemand werde zurückgewiesen

Mit Blick auf sexuelle Vielfalt sagt er, dass jeder Mensch ein Kind Gottes sei und niemand zurückgewiesen werde. "Die Kirche kann niemandem die Tür verschließen." Er verurteilte Menschen, die mit Verweis auf die Bibel LGBTQI+-Menschen aus der Kirche ausschließen wollten. "Diese Leute sind Unterwanderer, die die Kirche für ihre persönlichen Leidenschaften, für ihre persönliche Engstirnigkeit ausnutzen. Das ist eine der Verderblichkeiten der Kirche."

Weiterhin bleibt Franziskus bei seiner Ablehnung des Priestertums für Frauen und verweist stattdessen auf deren Rolle als Mutter. Beim Missbrauch gibt er an, dass solche Taten niemals verjähren sollten. Zudem kritisiert er die Migrationspolitik mancher europäischer Staaten: Es gebe Länder, "in denen es kleine Städte oder Dörfer gibt, die fast leer sind, Orte, in denen es nur zwanzig alte Menschen und unbestellte Felder gibt. Und diese Länder, die einen demografischen Winter erleben, nehmen nicht einmal Migranten auf".

Aufgezeichnet wurde das Gespräch im Juni 2022 in Rom. Regie bei dem Film "Amén. Francisco responde" führten die Spanier Jordi Évole und Màrius Sánchez. (cph)