Zusammenkunft bereits für Osterdienstag geplant

Vatikan-Staatsanwalt will Bruder von Emanuela Orlandi anhören

Veröffentlicht am 07.04.2023 um 15:28 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ 1983 verschwand die damals 15-jährige Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi spurlos. Sie wurde nie gefunden, der Fall ist bis heute ungeklärt. Nun gibt es neue Bewegung in den Ermittlungen.

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In den Fall der vor 40 Jahren verschwundenen Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi scheint erneut Bewegung zu kommen. Wie Vatikansprecher Matteo Bruni am Karfreitag mitteilte, will der neue Staatsanwalt des Vatikanstaates, Alessandro Diddi, am Osterdienstag den Bruder der verschwundenen Frau, Pietro Orlandi, empfangen. Laut Vatikan wird Orlandi von einem Anwalt begleitet. Der im September ernannte Staatsanwalt des Zwergstaates hatte im Januar ein neues Ermittlungsverfahren im Fall Orlandi eröffnet.

Zuvor war, auch unter dem Eindruck der Netflix-Serie "Vatican Girl", der öffentliche Druck auf die italienische und die vatikanische Justiz gewachsen, die Hintergründe des mysteriösen Falls erneut zu untersuchen. Brisanz erhielt die Serie durch neue Aussagen einer Freundin, die sagte, Orlandi habe ihr eine Woche vor ihrem Verschwinden erzählt, dass ein hochrangiger Kleriker des Vatikans ihr gegenüber sexuelle Annäherungsversuche gemacht habe.

Bild: ©Vatican Media/Romano Siciliani/KNA

Auf der Suche nach den sterblichen Überresten von Emanuela Orlandi: Experten schieben im Juli 2019 eine Grabplatte beiseite und legen ein Grab auf dem Friedhof Campo Santo Teutonico im Vatikan frei.

Die damals 15-jährige Orlandi, Tochter eines Vatikan-Mitarbeiters, war am 22. Juni 1983 nicht vom Musikunterricht nach Hause zurückgekehrt. Ihr Verschwinden sorgte für Spekulationen und Verschwörungstheorien. Als Gründe wurden etwa ein Versuch, die Freilassung des Papst-Attentäters Ali Agca zu erzwingen, eine Erpressung der Vatikanbank durch eine römische Mafia-Organisation oder vatikanische Sex- und Drogenparties in Betracht gezogen. 2019 beantragte Orlandis Familie die Suche nach den sterblichen Überresten auf dem Campo Santo Teutonico, nachdem sie nach eigenen Angaben diesbezüglich konkrete Hinweise aus dem Vatikan erhalten hatte. Die Öffnung mehrerer Gräber blieb jedoch ergebnislos.

Die italienische Staatsanwaltschaft hat bereits mehrere Male ermittelt und das Verfahren zuletzt im Oktober 2015 ergebnislos eingestellt. Der Bruder der Verschwundenen drängt jedoch weiterhin auf eine Aufklärung des Falls. (gho/KNA)