Besuch sei Ermutigung des Landes, für christliche Werte einzustehen

Bischof: Papst Franziskus wurde "über Ungarn in die Irre geführt"

Veröffentlicht am 25.04.2023 um 15:14 Uhr – Lesedauer: 

Budapest ‐ Bereits vor anderthalb Jahren hatte der Papst Ungarn besucht. Wieso kommt er nun ab Freitag erneut für drei Tage in das Land? Der der Orban-Regierung nahestehende Bischof Laszlo Kiss-Rigo glaubt die Antwort zu kennen.

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Der ungarische Bischof Laszlo Kiss-Rigo sieht das Hauptmotiv des neuerlichen Besuchs von Papst Franziskus in einer Ermutigung der ungarischen Gesellschaft, für christliche Werte einzustehen. Im September 2021 hatte sich Franziskus nur wenige Stunden zur Abschlussmesse des Eucharistischen Weltkongresses in Budapest aufgehalten. Der Papst habe "gemerkt, dass er in vielerlei Hinsicht über Ungarn in die Irre geführt wurde", sagte der Bischof von Szeged-Csanad vor der am Freitag startenden Papstreise; und weiter: "Er kommt zurück, weil er erkannt hat, dass sein Besuch für uns Christen und Katholiken in Ungarn in erster Linie eine Stärkung und Bestätigung unserer Bemühungen ist, als Christen in der gegenwärtigen Gesellschaft Zeugen unseres Glaubens zu sein."

Der 68-jährige Kiss-Rigo gilt in der ungarischen Öffentlichkeit als der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban nahestehend. Er äußerte sich laut der Presseagentur Kathpress (Dienstag) in einem Podcast von Regierungssprecher und Staatssekretär Zoltan Kovacs.

Vorbildfunktion Ungarns für Westeuropa

Von Kovacs auf Kritik an der Orban-Regierung wegen deren Betonung einer christlichen Identität Ungarns angesprochen, betonte Kiss-Rigo eine Vorbildfunktion der ungarischen Gesellschaft. In Westeuropa habe "vielleicht der jahrzehntelange Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg, die Konsumgesellschaft" der Gesellschaft ihre Immunität gegenüber "verrückten Ideologien" genommen, so der Bischof. "Es ist sehr seltsam: Gerade jene, die sich stolz darauf berufen, auf der höchsten Ebene der Demokratie zu leben, haben paradoxerweise ihre Gesellschaft in eine ideologische Diktatur eines Nihilismus verwandelt", so Kiss-Rigo. Dies werde zur Aufgabe der Identität führen und komme einer Selbstzerstörung der Gesellschaft gleich.

Papst Franziskus reist am Freitag zum zweiten Mal in seiner Amtszeit nach Budapest. Bis Sonntag hält er sich zu einem offiziellen Pastoralbesuch in Ungarn auf. Mit Blick auf die gesundheitlichen Beeinträchtigungen des 86-Jährigen beschränkt sich das Programm auf die Hauptstadt Budapest. Höhepunkte sind eine Sonntagsmesse auf dem Kossuth-Platz vor dem Parlament und eine große Jugendveranstaltung in einer Sporthalle. Zudem setzt das Besuchsprogramm soziale Schwerpunkte. So trifft der Papst Armutsbetroffene und Flüchtlinge und besucht eine Sozialeinrichtung für blinde Kinder mit Behinderungen.

International wird die bei Papstbesuchen in allen Staaten übliche Rede des Kirchenoberhaupts vor politischen Autoritäten und Vertretern aus Diplomatie und Zivilgesellschaft mit Spannung erwartet. Vorgesehen sind gleich zum Auftakt am Freitag auch Treffen mit Staatspräsidentin Katalin Novak und Regierungschef Viktor Orban. (KNA)