Kardinal Hollerich: Papst begeistert von Laienstimmrecht bei Synode
Papst Franziskus hat einen Schritt in Richtung mehr Laienbeteiligung in der katholischen Kirche gemacht. Am Mittwoch ließ er bekannt geben, dass an Synoden im Vatikan künftig auch Frauen und Männer mit beraten und abstimmen dürfen – auch wenn sie keine Geistlichen oder Ordensleute sind. Die Änderungen gelten bereits für die anstehende Synode im kommenden Oktober, bei der Kardinal Jean-Claude Hollerich die Rolle des "Generalrelators" übernehmen wird. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sprach der Luxemburger über den nun verkündeten Schritt.
Frage: Kardinal Hollerich, wie ist es zu dieser Änderung gekommen?
Hollerich: Das war schon sehr lange angedacht. Der Heilige Vater war sofort begeistert und hat seine Unterstützung gegeben.
Frage: Wer hat die Initiative für den Schritt ergriffen? Waren Sie das?
Hollerich: Das waren wir alle zusammen. Bei uns wird alles sehr synodal gemacht.
Frage: Wie kam die Zahl von 80 Nicht-Bischöfen zustande, die an der kommenden Weltsynode teilnehmen dürfen?
Hollerich: Es gibt ja bereits die Regel, wonach zehn Ordensleute vorgesehen sind. Das haben wir einfach beibehalten. Und dann legt die Kapazität des Saales eine Obergrenze fest. Damit war die Zahl gegeben. Das Treffen im Oktober soll eine Bischofsversammlung bleiben und es ist klar, dass es eine bischöfliche Mehrheit braucht.
Frage: Die Zusammensetzung der Synode ist im Kirchenrecht geregelt. Nun steht eine Änderung des entsprechenden Paragrafen an. Wird das über einen päpstlichen Erlass – ein Motu proprio – geschehen?
Hollerich: Ich bin kein Spezialist im Kirchenrecht. Aber der Papst als oberster Herr über das Kirchenrecht kann solch einen Schritt natürlich entscheiden. Wie das nun geschieht, darüber müssen die Kanonisten beraten.
„Das Treffen im Oktober soll eine Bischofsversammlung bleiben und es ist klar, dass es eine bischöfliche Mehrheit braucht.“
Frage: Sie haben selbst schon einige Bischofssynoden erlebt. Wird sich das Klima durch diese Veränderung wandeln?
Hollerich: Ich glaube ja. Es wird sich vor allem durch den Prozess und das Miteinandersprechen im Heiligen Geiste verändern. Da lässt man nicht einfach nur Meinungen aufeinander treffen, sondern schaut zusammen: Was möchte Gott von der Kirche heute? Unser gemeinsames Anliegen soll sein, dass der Heilige Geist erfahrbar wird und wir uns alle irgendwie verändern in diesem Prozess.
Frage: Bei den Kontinentalversammlungen hat die Tatsache, dass Frauen und Nicht-Geistliche sprechen, das Kommunikationsklima verändert.
Hollerich: Ja, das war eine gute Sache. Allerdings waren das sogenannte Kirchenversammlungen, das ist etwas anderes als die Partizipation von Nicht-Bischöfen bei einer Bischofssynode. Die Kontinentalversammlung in Prag etwa hat gezeigt, dass wir in Europa zusammengehören und auch dass man zusammen in die Zukunft gehen möchte als Kirche in Europa. Und das ist vielleicht leichter, wenn nicht nur Bischöfe dabei sind.
Frage: Sie haben gesagt, es handele sich hier nicht um eine Revolution, aber um eine wichtige Veränderung. Ist es die wichtigste Veränderung in der knapp 60-jährigen Geschichte der Weltbischofssynode?
Hollerich: Ich glaube, dass es eine Erneuerung ist auf der Grundlage von "Lumen gentium", dem zentralen Text des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche. Papst Paul VI. schaute vor allem auf die bischöfliche Kollegialität, Synode wurde zunächst damit gleichgesetzt. Papst Franziskus hat aber von Anfang an das Volk Gottes mitten hineingenommen. Damit kommen die anderen Kapitel von "Lumen gentium" zum Tragen.
Frage: Es ist also ein kontinuierlicher Veränderungsprozess, der jetzt seine Krönung erfährt?
Hollerich: (lacht) Ob das die Krönung ist, das werden wir später sehen!