ZdK-Präsidentin über Zollitsch und die Freiburger Studie

Stetter-Karp: Kirche als Machtsystem muss ein Ende haben

Veröffentlicht am 04.05.2023 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Der Freiburger Missbrauchsbericht hat Alterzbischof Robert Zollitsch schwer belastet. Für ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp liegt der Fehler im System Kirche. Auch der amtierende Erzbischof Stephan Burger und Theologe Magnus Striet äußern sich.

  • Teilen:

Nach der jüngsten Missbrauchsstudie für das Erzbistum Freiburg fordert die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, eine Veränderung der kirchlichen Machtstrukturen. "Diese Art und Weise von Kirche als Machtsystem, in dem Menschen nicht nur zutiefst in ihrer Integrität verletzt werden, sondern als Betroffene auch marginalisiert und mundtot gemacht werden, muss ein Ende haben", sagte Stetter-Karp der "taz" (Donnerstag/online).

Der Freiburger Bericht hatte unter anderen dem ehemaligen Freiburger Erzbischof und früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, schwer belastet und ihm Vertuschung von Missbrauchstaten vorgeworfen. Zollitsch habe das kanonische Recht im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen offenbar komplett ignoriert, sagte Stetter-Karp. "Die betroffenen Kinder, Jugendlichen und Eltern haben für ihn gar nicht existiert", so die ZdK-Präsidentin.

"Das ganze System ist dysfunktional"

Der amtierende Freiburger Erzbischof Stephan Burger sagte: "Ein angemessener Umgang mit dem Bericht bedeutet für die Erzdiözese Freiburg, dass die Inhalte nun genau ausgewertet werden und wir zudem die Ableitungen der Unabhängigen Kommission und des Betroffenenbeirats abwarten." Im Herbst will sich die Bistumsleitung öffentlich äußern.

Der Freiburger Fundamentaltheologe und Vorsitzende der GE-Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese Freiburg, Magnus Striet, sagte, das Ausmaß von Vertuschung in Freiburg gehe über die bisherigen Gutachten in anderen deutschen Bistümern hinaus. "Bis zum Wechsel im Bischofsamt 2014 ist im Erzbistum Freiburg nichts gemacht worden", so Striet. Erschütternd sei, "dass Aufklärungswille bekundet, aber nicht gehandelt wurde". Sein Resümee: "Das ganze System ist dysfunktional." (tmg/epd)