Standpunkt

Zur Not muss der Staat konfessionelle Schulen finanzieren!

Veröffentlicht am 09.05.2023 um 00:01 Uhr – Von Ulrich Waschki – Lesedauer: 

Bonn ‐ Trotz Kirchenkrise sind Schulen in kirchlicher Trägerschaft sehr beliebt. Doch nicht in allen Bundesländern ist ihre Finanzierung ausreichend, kommentiert Ulrich Waschki. Wenn der Staat nicht mehr Geld gebe, komme ihn das am Ende teuer zu stehen.

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Am kommenden Sonntag wird im kleinsten deutschen Bundesland Bremen ein neues Landesparlament gewählt. Im Wahlkampf um die Mehrheit in der Bürgerschaft ging es auch um die Finanzierung kirchlicher Schulen. Mit diesem Problem steht Bremen nicht allein: Überall stehen die kirchlichen Schulen angesichts sich leerender kirchlicher Kassen unter Druck. Jüngst hatte etwa das Bistum Eichstätt mitgeteilt, seine Schulen nicht mehr halten zu können.

Dabei sind kirchliche Schulen ein Segen. Im Gegensatz zu anderen kirchlichen Angeboten erfreuen sie sich nach wie vor großer Beliebtheit. Das schlechte Image der Kirche in der Öffentlichkeit scheint auf ihre Schulen nicht abzufärben. Sie sind ein Ort, an dem jungen Menschen der Glaube als lebensgestaltende Kraft und das christliche Menschenbild erschlossen werden können. In der Praxis geschieht das in großer Freiheit, ohne Zwang und Indoktrination. Eine echte Chance für Kirche und junge Menschen. Wo gibt es das heute sonst noch?

Die Bistümer sollten also alles daran setzen, auch bei sinkenden finanziellen Möglichkeiten ihre Schulen zu erhalten. Sie schneiden sich sonst die Zukunft ab, weil die religiöse Sozialisation über Elternhaus und Jugend nicht mehr so wie früher funktioniert. Dabei sind Kreativität und Mut gefragt. Um das Gesamtsystem zu stabilisieren, kann es auch sein, dass einzelne Schulen geschlossen werden müssen. Das Schulgeld in die Höhe zu treiben, ist problematisch, weil kirchliche Schulen nicht nur einkommensstarken Familien offenstehen sollten. Deshalb ist auch der Staat in der Pflicht: Nicht in allen Bundesländern ist die Finanzierung der sogenannten freien Schulen ausreichend. Abgesehen davon, dass die Existenz privater Schulen im Grundgesetz garantiert wird, nehmen diese dem Staat eine Last ab. Wenn die Kirchen ihre Schulen schließen, müssen die Kinder und Jugendlichen an staatlichen Schulen unterrichtet werden. Kommunen und Länder müssen dann alle Kosten für Gebäude, Ausstattung, Verwaltung und Personal tragen. Das wird teurer, als bei der Finanzierung freier Schulen nachzulegen.

Von Ulrich Waschki

Der Autor

Ulrich Waschki ist Geschäftsführer und Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.