Interventionsbeauftragte legt Bericht über Fall Norbert Weber vor

18 Betroffene von Missbrauch durch Kapuzinerpater in Passau bekannt

Veröffentlicht am 15.05.2023 um 15:49 Uhr – Lesedauer: 

Passau ‐ 40 Jahre lang hat der Kapuziner Norbert Weber Kinder und Jugendliche missbraucht – als Kirchenmusiker betreute er Ministranten und Chöre. Nun stellt das Bistum Passau erste Ergebnisse der Aufarbeitung vor – doch ein Dunkelfeld bleibt.

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Das Bistum Passau konnte 18 Betroffene von Missbrauch durch den Kapuzinerpater Norbert Weber ermitteln, geht aber noch von weiteren Betroffenen aus. Am Montag informierte das Bistum über einen vorläufigen Bericht der Interventionsbeauftragten Antonia Murr. Ein Aufruf im Bistum Würzburg, wo Weber von 1965 bis 1968 eingesetzt war, verlief ohne Ergebnisse. Den Angaben zufolge haben sieben der Betroffenen einen Antrag auf Anerkennungsleistungen gestellt, fünf Anträge wurden bereits beschieden und 39.000 Euro ausgezahlt.

Der 1933 geborene Weber war ab 1961 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 in der Wallfahrtsseelsorge auf dem Passauer Mariahilfberg tätig. Dort gründete und leitete er Chöre und Instrumentalgruppen, außerdem war er für Ministrantengruppen zuständig und war Diözesankirchenmusikdirektor. Aktenkundig wurde er erstmals im Jahr 2010, als sich ein ehemaliger Ministrant beim damaligen Missbrauchsbeauftragten des Bistums meldete. Der Orden arbeitete den Fall auf und entschädigte das Opfer. Die Schuld Webers wurde von den Kapuzinern uneingeschränkt anerkannt. "Als Kirchenmusikdirektor war Weber auf der einen Seite sehr beliebt, auf der anderen Seite hatte er diese äußerst dunkle Seite und brachte Leid und Zerstörung über ihm anvertraute Kinder und Jugendliche. Wir gingen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Jahr 2021 von einem Dunkelfeld aus, dessen Ausmaß wir nicht abschätzen konnten", so Murr. Bischof Stefan Oster betonte, die Diözese werde ihre Türen weiter offenhalten, "damit sich Betroffene melden können, wann immer sie sich dafür bereit fühlen". Man akzeptiere zugleich, "dass es Menschen gibt, die damit nicht mehr in Berührung kommen wollen".

Kirchenmusiker verzichten auf Aufführungen der Werke Webers

Der Name des Beschuldigten wurde auf das Votum des unabhängigen Beraterstabs des Bischofs hin 2021 öffentlich gemacht, nachdem in den Jahren zuvor weitere Beschuldigungen eingingen. Die Veröffentlichung des Klarnamens sei "im Hinblick auf die angestrebte ehrliche und schonungslose Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in unserem Bistum unumgänglich gewesen", so das Bistum. Gleichwohl hätten sich Bewunderer und Freunde des Paters "in hohem Maße erschüttert und verstört" gezeigt. Im nicht veröffentlichten Bericht wird nach Angaben des Bistums das Vorgehen des Paters beschrieben und dass Betroffenen unmittelbar nach den Taten kein Glauben geschenkt wurde. "Manche Berichte machten auch deutlich, dass wohl eine Vielzahl von Menschen von der abartigen Neigung Pater Norberts im Mindesten geahnt, wenn nicht sogar davon gewusst haben mussten", teilte das Bistum mit.

Erste Schritte für den Umgang mit dem Andenken Webers wurden bereits überprüft. Der Betroffenenbeirat sprach sich gegen eine Entfernung des Grabsteins aus. Die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker des Bistums Passau haben sich gemeinsam für eine Solidarität mit den Betroffenen ausgesprochen und verzichten darauf, Werke von Pater Norbert Weber zu spielen. Im Passauer Eigenteil des Gotteslobs sind 28 Kehrverse und ein Kanon Webers abgedruckt. (fxn)