Im Anschluss Treffen mit Münchner Missbrauchsbetroffenen

Papst Franziskus unterbricht Generalaudienz für ein Telefonat

Veröffentlicht am 17.05.2023 um 12:14 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Ungewöhnlicher Vorgang bei der Generalaudienz am Mittwoch: Papst Franziskus unterbrach die Veranstaltung für ein Telefonat. Im Anschluss traf er auf radpilgernde Missbrauchsbetroffene aus dem Münchner Erzbistum – die brachten ihm etwas mit.

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Papst Franziskus hat seine wöchentliche Generalaudienz für ein kurzes Telefonat unterbrochen. Vor der deutschen Zusammenfassung der Evangeliumsauslegung und den Grußworten pausierte die Veranstaltung. Während "Vatican News"-Sprecher Mario Galgano auf seinen Einsatz wartete, telefonierte der Papst kurz. Danach lief das Programm weiter. Auf das Telefonat ging Franziskus nicht ein.

die Münchner Missbrauchsbetroffenen, die mit dem Fahrrad nach Rom gepilgert sind, mit dem Papst zusammen. Bei der kurzen Begegnung nach der Generalaudienz am Mittwoch habe Franziskus sehr empathisch und menschlich gewirkt und sich auf Deutsch mit den Teilnehmenden unterhalten, sagte Richard Kick vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auf die Frage nach der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche und dem Umgang mit Tätern habe der Papst mit einem wiederholten "Es ist sehr schwierig" geantwortet, so Kick.

Bei dem Treffen überreichte die Gruppe auf dem Petersplatz eine Version von Michael Pendrys Kunstwerk "Heart", ein dreidimensionales Herz, das gitterartig aus Metallstangen zusammengesetzt ist. Kick habe dem Papst das symbolische Geschenk erklärt. Die Gruppe bringe damit das Herz der Betroffenen mit: ein Herz, das fragil ist, transparent und kantig. Zugleich solle es ein Symbol der Liebe sein. Wenn sich Menschen mit mehr Liebe begegneten, wäre der Umgang untereinander leichter. Papst Franziskus habe sich daraufhin an sein eigenes Herz gefasst, erzählte Kick.

"Setzen Sie auch ein klares Zeichen gegenüber Tätern und Bischöfen..."

Neben dem Kunstwerk übergab die Gruppe dem Papst noch einen Brief mit ihren Forderungen zum Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche. "Wir erwarten, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, dass in alle Winkel der Weltkirche hinein das Thema sexueller wie spiritueller Missbrauch gesehen, aufgearbeitet und durch entsprechende Präventionsmaßnahmen unterbunden wird", so die Gruppe in ihrem Schreiben. Anfänge seien zwar gemacht, aber es brauche weiterhin "ein starkes und klares Engagement aller Verantwortungsträger innerhalb der Kurie und in die Diözesen der Weltkirche hinein". Abschließend forderten die Unterzeichner von Franziskus: "Setzen Sie auch ein klares Zeichen gegenüber Tätern und Bischöfen, die ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind und diese bis heute zum Teil nicht wahrnehmen."

Am Dienstag waren die Pilgernden in Rom eingetroffen. In zehn Tagen hatten die Missbrauchsbetroffenen und ihre Begleiter 715 Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt; gestartet waren sie am 6. Mai in München. Organisiert wurde die Pilgerfahrt unter dem Motto "Wir brechen auf! Kirche, bist du dabei?" von Dietmar Achleitner, Richard Kick und Kilian Semel vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising. Außerdem beteiligt war Robert Köhler von der Initiative "Wir-wissen-Bescheid.de" des Vereins "Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer". Am Donnerstag ist ein Treffen mit Kinderschutzexperte Hans Zollner geplant. Der Jesuit leitet das Institut zum Schutz vor Missbrauch an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. (tmg/KNA)