Theologe Bogner: Freiwillige Selbstbindung der Bischöfe ist nutzlos
Der Fribourger Moraltheologe Daniel Bogner kritisiert die vom Synodalen Weg in Spiel gebrachte freiwillige Selbstbindung der Bischöfe als nutzlos und fordert stattdessen konsequentere Schritte bei Reformen in der Kirche. Wirkliche Machtkontrolle sei mit dieser Rechtsfigur "per definitionem" nicht möglich, schreibt Bogner in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (Juni-Ausgabe). "Der Unterboden des ganzen Projekts kracht so in sich zusammen". Beim Konzept der freiwilligen Selbstbindung handle es sich um einem "Ausfallschritt", der alles beim Alten belassen und innerhalb der formalen Geltung des Bisherigen eine neue Praxis installieren wolle.
"Zur wahren Souveränität des geweihten Amtsträgers würde es gehören, seine Selbstbindung im Falle von Zweifeln zurückzunehmen und aus eigener Vollmacht anders zu entscheiden", so Bogner weiter. Dies sei aber im Narrativ der Selbstbindung nicht vorgesehen. Andererseits widerspreche es echter Machtkontrolle und dem Anspruch auf Beteiligung, wenn Hierarchen sich bloß freiwillig den gemeinsamen Beratschlagungen unterwerfen würden. "Machtkontrolle und Beteiligungsgarantien dürfen, wenn sie wirksam sein sollen, nicht nochmals dem Kalkül des bischöflichen Souveräns unterliegen."
Amt erhalten, aber neues Profil
Bogner betont, dass das Bischofsamt den kirchlichen Sozialkörper strukturiere und "repräsentierend-formgebende, bezeugend-expressive und gouvernemental- steuernde Momente" vereine. "Dieses Amt sollte sich die katholische Kirche erhalten, denn es gehört zu ihrem Wesen". Für das apostolische Amt könnte jedoch ein Profil gesucht werden, das in seiner sakramentalen Gestalt erhalten bliebe, zu dem aber nicht nur Männer, sondern auch Frauen Zugang hätten. "Es wäre ein Amt, das zwar apostolisch, nicht aber monarchisch auszulegen wäre. Es verlöre nicht an Autorität, wenn es verbindlichen, gewaltenteiligen Kontrollmechanismen unterzogen wird." Eine Kirche, die das in sich aufnehme, was sich in der Menschheitsgeschichte "oftmals inspiriert durch biblische Impulse" als gut erwiesen habe, werde keine zweite protestantische Kirche. "Im Gegenteil, sie bewahrt sich ihre ganz eigene, historisch gewachsene Natur, nimmt aber jene Errungenschaften in ihr Selbstverständnis auf, die sie von ihrer eigenen Botschaft her unterstützen sollte – die gleiche Würde von Mann und Frau, die Beteiligung aller am gemeinsamen Auftrag, die Begrenzung irdischer Macht."
Veränderungen in der Kirche seien stets im Modus der Anknüpfung an die Tradition auszuweisen. "So wie Rom auf die zaghaften Reformversuche aus Deutschland reagiert, scheint nur eines zu bleiben: die Selbstermächtigung der an Erneuerung interessierten Bischöfe zur kalkulierten Grenzverletzung", so Bogner. Dies sollten sie allerdings nicht tun, um einfach zu brechen, "sondern im Interesse einer Anknüpfung an unterbewertete und liegen gelassene, von der römischen Zentrale nicht mehr gesehene Fadenenden". (mal)