Oberin habe fünfmal zugegeben, Keuschheitsgelübde gebrochen zu haben

Klosterstreit in Texas geht weiter – Bischof: Anschuldigungen falsch

Veröffentlicht am 13.06.2023 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 

Fort Worth ‐ Der Streit zwischen einem Karmilitinnenkloster in den USA und dem dortigen Bistum geht in die nächste Runde: Jetzt hat Bischof Olson sein Vorgehen verteidigt – und anderslautende Behauptungen als "unbegründet, lächerlich und nicht wahr" bezeichnet.

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Der Bischof der texanischen Diözese Fort Worth, Michael Olson, hat bestritten, dass die Oberin des Karmelitinnenklosters, Mutter Teresa Agnes Gerlach, unter Medikamenteneinfluss stand, als sie zugegeben habe, ihr Keuschheitsgelübde mit einem Priester gebrochen zu haben. Gerlach habe diese Eingeständnisse "freiwillig an vier verschiedenen Tagen mit Klarheit und Konsequenz gemacht, ohne jedoch den Namen des Priesters zu nennen", erklärte Olson in einem Videostatement, das die Diözese am Sonntag verbreitete. Gerlach habe sie gegenüber dem Generalvikar der Diözese und einer weiteren Ordensfrau geäußert. Olson betonte, dass die Aussagen außerhalb der Beichte getroffen wurden.

Bei einem Gespräch im Rahmen des kirchlichen Untersuchungsprozesses mit ihm und weiteren Personen habe Gerlach zum fünften Mal frei und mit Klarheit zugegeben, das Keuschheitsgelübde gebrochen zu haben und sie habe ihm den Namen des Priesters mitgeteilt. Das Gespräche habe einen Tag vor der Operation der Ordensfrau stattgefunden und sie habe daher nicht unter dem Einfluss einer Narkose gestanden. "Anderslautende Behauptungen sind falsch und unbegründet und unwahr", erklärte Olson.

Ordensfrauen hätten ohnehin Armutsgelübde abgelegt

Der Bischof widersprach damit den Aussagen von Gerlachs Anwalt, der betont hatte, dass die Ordensfrau nie eine sexuelle Beziehung zu einem Priester gehabt habe. Außerdem hatte der Anwalt erklärt, dass seine Mandantin nach einer Operation unter dem Einfluss von Schmerzmitteln gestanden habe, als Olson sie befragt habe; an ein Geständnis könne sich die Oberin nicht erinnern.

Olson widersprach auch einer anderen Darstellung der Ereignisse durch das Kloster: Er habe das Smartphone und den Computer der Oberin "in aller Ruhe angefordert" und diese seien ihr "freiwillig für die Zwecke der internen Untersuchung dieser Angelegen" zur Verfügung gestellt worden. Für die Untersuchungen seien Kopien erstellt und die Geräte vor einigen Wochen zurückgegeben worden. Ohnehin gehörten diese dem Kloster und nicht den Schwestern, die freiwillig ein Armutsgelübde abgelegt hätten. Anschuldigungen, die Diözese spioniere das Kloster aus, wies er als "unbegründet, lächerlich und nicht wahr" zurück.

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In seinem Video betonte der Bischof, er habe sich zu einer öffentlichen Erklärung entschlossen, da andere die Angelegenheit an "unangemessene Orte" wie die Medien oder Zivilgerichte gebracht hätten. "Diese Versuche von Seiten anderer haben unbegründete und falsche Behauptungen in die Öffentlichkeit getragen und bei Ihnen, den Gläubigen, Verwirrung gestiftet", so Olson. "Eine Verwirrung, die ich nun gerne für Sie aufklären möchte."

Der Streit zwischen dem Bischof und dem Kloster wurde Mitte Mai bekannt, nachdem sich die Schwestern an die Öffentlichkeit gewandt hatten, um über die Klage gegen die Durchsuchung und Beschlagnahmung in ihrem Kloster zu informieren. Zuletzt hatte das Bistum bei der Polizei Anzeige aufgrund von Drogenvergehen erstattet und Fotos großer Mengen an Cannabis-Produkten innerhalb des Klosters veröffentlicht.  

Die Unbeschuhten Karmelitinnen sind ein Orden päpstlichen Rechts, unterstehen also grundsätzlich nicht dem Diözesanbischof. Das zuständige Ordensdikasterium erklärte in einem durch das Bistum veröffentlichten Dekret aber das Vorgehen von Olson im Nachhinein für legal und ernannte den Bischof zum "Apostolischen Beauftragten" mit voller Leitungsgewalt über das Kloster. Olson entließ am Tag seiner Ernennung durch das Dikasterium die Oberin aus dem Orden. Gegen diese Entlassung kann sie innerhalb von 30 Tagen Widerspruch einlegen. Bereits zuvor hatte sich die Schwester erfolglos an den Vatikan gewandt, weil Olson ihr versagte, einen kirchenrechtlichen Anwalt selbst auszuwählen. (cbr)