Bischöfe bekunden Zuversicht zur Finanzierung von Synodalem Ausschuss
Mehrere Bischöfe und Kirchenvertreter haben nach der gescheiterten Finanzierung des Synodalen Ausschusses durch einen gemeinsamen Finanztopf aller deutschen Bischöfe ihre Unterstützung für den bereits begonnenen Weg bekundet. "Das Bild des Synodalen Weges als kirchenspalterische Bewegung entspricht nicht meiner Erfahrung", betonte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in einer Pressemitteilung des Bistums am Mittwoch. Er habe beim Reformprozess ernsthafte Gespräche erlebt, "die auch meinen Blick geweitet haben". Den Synodalen Weg sehe er als Beitrag zur Weltsynode.
Er bedauere, dass es keine einstimmige Entscheidung zur Finanzierung des Synodalen Ausschusses gegeben habe. "Jetzt werden die Bischöfe, die den Synodalen Weg weiterführen wollen, gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nach einem alternativen Finanzierungsmodell suchen", so Kohlgraf.
Am Dienstag hatte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) nach einer Sitzung des Ständigen Rates mitgeteilt, dass vier Bischöfe die Finanzierung eines Synodalen Ausschusses im Nachgang zum Synodalen Weg nicht zugestimmt hatten. Die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) stimmten gegen die geplante Finanzierung über den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD). Sie verwiesen in einer eigenen Pressemitteilung auf Vorbehalte aus dem Vatikan: Der Plan, jetzt schon einen Synodalen Ausschuss in Deutschland zu organisieren, stehe gegen die klare Weisung von Papst Franziskus. Die Bischofskonferenz muss nun nach einer anderen Finanzierung für den geplanten Synodalen Ausschuss suchen, da die Mittelvergabe über den VDD einstimmig erfolgen muss.
Erzbischof Stefan Heße zeigte sich in einem Statement am Mittwoch überzeugt, dass der Synodale Ausschuss ab November eine "solide und gute Arbeit erledigen wird und – da die Kosten überschaubar sind –, dass wir sehr bald eine Lösung zu einer auskömmlichen Finanzierung des Synodalen Ausschusses finden werden". Er zolle den vier Bischöfen Respekt für deren Gewissensentscheidung, erwarte aber auch Respekt für die Entscheidung der anderen 23 Diözesanbischöfe. "Abzulehnen ist aus meiner Sicht, dass hier die notwendige gemeinsame inhaltliche Weiterarbeit auf dem Synodalen Weg mit seinen 15 Beschlüssen, die mit übergroßer Mehrheit in den Synodalversammlungen gefasst wurden, durch einen Finanzbeschluss behindert wird", sagte der Hamburger Erzbischof. Durch die jetzige Situation würden viele Menschen in ihrer Hoffnung auf Reformen weiter enttäuscht.
Dass die Kirche in Deutschland auf dem Synodalen Weg unterwegs sei und diesen mit dem Synodalen Ausschuss fortsetzen wolle, während gleichzeitig die Weltsynode stattfinde, bezeichnete Heße als "eine gute Fügung". Die Kirche in Deutschland gehe keinen Sonderweg und koppele sich nicht von den Vorbereitungen der Weltsynode ab. "Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt ermutigten mich bei Begegnungen, die brennenden Themen in unserer Kirche wachzuhalten und mit Expertise zu beleuchten."
Bischof Meier spürt "Dilemma"
Der Augsburger Bischof Bertram Meier spürt laut eigener Aussage ein "Dilemma, einerseits Synodalität als Lebensstil der Kirche zu fördern und zu stabilisieren, andererseits den Vorgaben des Papstes und hoher Vertreter des Heiligen Stuhls bei der Umsetzung zu entsprechen." Als einer der DBK-Delegierten für die Weltsynode wolle er sowohl die Anliegen der Kirche in Deutschland artikulieren als auch die Stimmen der Delegierten aus der ganzen Welt "aufmerksam wahrnehmen und im Rahmen meiner Möglichkeiten in den geplanten Synodalen Ausschuss einbringen", betonte Meier in einer Stellungnahme am Mittwoch. Er hege noch immer die Hoffnung, dass der Synodale Weg und der weltweite synodale Prozess "keine Gegensätze sein müssen, sondern einander befruchten können. Dafür wünsche ich mir Hörbereitschaft und Geduld".
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber erinnerte an den Ausgangspunkt des Synodalen Wegs im Missbrauchsskandal der Kirche und die damit verbundene Verantwortung der Bischöfe. "Gehen wir den Weg der Aufklärung, des kritischen Blicks auch auf systemische Ursachen entschieden weiter – auch wenn dies für uns als Kirche eine große Herausforderung bedeutet!", heißt es in einem Statement von Dienstag. Die bisherigen Schritte des Synodalen Wegs müssten ausgewertet und zugleich die Impulse der Weltsynode aufgegriffen werden. "Ich bin zuversichtlich, dass uns eine Finanzierung des jetzt anstehenden Synodalen Ausschusses mit der großen Zahl der dazu bereiten Bischöfe bzw. Diözesen gelingt!"
In einer kurzen Pressemitteilung erklärte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr am Dienstag ebenfalls seine Unterstützung für das Projekt: "23 Bistümer wollen den Synodalen Weg gemeinsam weitergehen und finanzieren. Dazu gehört auch das Bistum Erfurt"
Das Bistum Münster betonte auf eine Anfrage des Internetportals "Kirche + Leben" (Dienstag), dass sich Bischof Felix Genn dafür einsetze, die Beschlüsse des Synodalen Wegs umzusetzen, zu denen auch die Einrichtung eines Synodalen Ausschusses gehöre. "Am Geld wird das sicher nicht scheitern", erklärte Bistumssprecher Stephan Kronenburg demnach. Nach dem vorläufigen Scheitern der Finanzierung herrsche bei Genn weder Wut noch Enttäuschung oder Ernüchterung, sondern die "Zuversicht, dass die katholische Kirche den notwenigen Weg einer Veränderung und Erneuerung im Bistum Münster, in Deutschland und weltweit auf gute Weise weiter gehen wird."
Ähnlich äußerte sich der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und des Synodalen Wegs, Thomas Söding. Das Projekt werde nicht am Geld scheitern. "Dass die Bischöfe verkantet sind, zeigt, wie dringlich Reformen sind. Alles, was mit Finanzen zu tun hat, gehört ganz nach vorn." In Bistümern und Pfarreien sei das bereits der Fall, die Bundesebene müsse nun nachziehen. "Es sind unsere Kirchensteuermittel. Warum sollen nur Bischöfe darüber entscheiden? Ich verstehe das nicht und setze mich für eine Änderung ein."
Auch die Mitgliederversammlung der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) hofft laut eigener Aussage, dass alternative Finanzierungswege für den Synodalen Ausschuss gefunden werden. "Wir sind davon überzeugt, dass das aufeinander Hören und miteinander Sprechen in der Kirche weitergehen muss", erklärte der DOK-Vorsitzende, Bruder Andreas Murk, am Mittwoch. "Ja, es müsste wohl sogar noch intensiviert werden. Zahlreiche Fragen sind aufgeworfen und warten darauf, weiter behandelt zu werden – national wie international." (cbr)
21.06.23, 15.20 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme von Erzbischof Heße.