Weihbischof Losinger kritisiert synthetische menschliche Embryos
Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger sieht Berichte über die Herstellung synthetischer menschlicher Embryonen kritisch. Diese technische Neuerung in der Stammzellforschung widerspreche zutiefst dem Menschenbild des deutschen Embryonenschutzgesetzes, sagte Losinger am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Auch synthetisch gewonnene Embryonen seien "embryonale Menschen", betonte der Ethikexperte. Es sei aber falsch, den Menschen immer stärker von natürlichen Zeugungsprozessen abzukoppeln. Dadurch erhielten ökonomische Verwertungsinteressen und Nützlichkeitserwägungen zu großes Gewicht, und Fragen der Optimierung täten sich auf. Am Ende würden künftig Menschen darüber entscheiden, über welche Qualitäten ein Mensch verfügen müsse, um als Mensch zu gelten.
Der Weihbischof sagte, was ein Mensch sei, dürfe nicht aus dem sozialen Zusammenhang von Vater und Mutter, Familie und Gesellschaft gerissen werden. "Wo wir das vernachlässigen, schaffen wir Monster."
Embryonen ohne Herz und Gehirn
In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass ein Forschungsteam um die im englischen Cambridge arbeitende Entwicklungsbiologin Magdalena Zernicka-Goetz nach eigenen Angaben mithilfe von Stammzellen synthetische menschliche Embryonen hergestellt hat. Eine offizielle wissenschaftliche Publikation gibt es noch nicht. Den Berichten zufolge haben die derart gewonnenen Embryonen weder ein schlagendes Herz noch die Anfänge eines Gehirns. Sie enthielten aber Zellen, aus denen sich normalerweise die Plazenta, der Dottersack, Vorläuferzellen der Keimzellen und der Embryo selbst bilden würden.
Durch die Nachricht ist das deutsche Embryonenschutzgesetz erneut in die Diskussion geraten. Es verbietet bisher Experimente an menschlichen Embryonen. Die rechtliche Einordnung von synthetischen Embryonen ist bisher allerdings unklar. (KNA)