Vatikan royal

Es war jedoch das erste Mal seit 2009, dass ein belgisches Staatsoberhaupt vom Oberhaupt der katholischen Kirche empfangen wurde. Getroffen haben Philippe und Mathilde den Papst allerdings schon. Doch das war vor ihrer offiziellen Krönung am 21. Juli 2013 und geschah in einem sehr privaten Rahmen. Nun handelte es sich um ein offizielles Treffen der Staatsoberhäupter.
Die Audienz hätte eigentlich schon im Dezember stattfinden sollen. Durch den Tod von Königin Fabiola, Witwe des belgischen Königs Baudouin (1951 bis 1993) und Tante von Philippe, musste das Treffen jedoch verschoben werden. Der Papst hatte dem Königshaus damals offiziell sein Beileid ausgesprochen: Er bete dafür, dass Gott seine "treue Dienerin" in sein Reich des Lichts und des Friedens aufnehme, hieß es in einem päpstlichen Telegramm an die Familie der als engagierte Katholikin bekannten Fabiola.
Nur knappe Mitteilungen über Gesprächsinhalte
In den meisten Fällen gibt es nach den Gesprächen zwischen Papst und Monarchen nur eine knappe Mitteilung der vatikanischen Pressestelle über Inhalte der Unterhaltung. So auch am Montag: Nach vatikanischen Angaben sprachen Franziskus, Philippe und Mathilde unter anderem über die Zukunft Europas, Migration sowie die Bildungschancen von Jugendlichen. Ein weiteres Thema der zwanzigminütigen Unterredung sei der Dialog zwischen den Kulturen und Religionen gewesen. Franziskus hatte jüngst den Priestermangel in Belgien und den anderen Benelux-Staaten beklagt.
Eindeutiger als der Gesprächsinhalt war hingen die Kleiderwahl der Königin. Da das Paar als sehr gläubig gilt, hielt sich Mathilde an die protokollarische Vorschriften für katholische Monarchinnen und kleidete sich ganz in weiß, inklusive den mit Spitze verzierten Schleier.
Ein weißes Kostüm trug vergangenes Jahr auch Königin Letizia von Spanien als sie mit ihrem Mann, König Felipe VI., zu Gast bei Franziskus war. Bei ihrem Besuch im Juli handelte es sich um den offiziellen Antrittsbesuch des im Monat zuvor zu König und Königin vereidigten Paares. Im Vatikan waren sie schon einmal: Die beiden hatten bereits nach ihrer Hochzeit 2004 gemäß der Tradition des als konservativ geltenden Königshauses eine gemeinsame Reise in den Kirchenstaat unternommen, um dort vom damaligen Papst Johannes Paul II. (1978-2005) den Ehesegen zu empfangen.
Zunächst schwieriges Verhältnis zwischen England und dem Vatikan
Gute Beziehungen unterhält auch das englische Königshaus mit dem Vatikan: Vor rund einem Jahr war Queen Elizabeth II. zu Gast bei Papst Franziskus – er war bereits der fünfte Pontifex, den die seit über 60 Jahren amtierende Regentin traf. Das Verhältnis zwischen Empire und Kirchenstaat war nicht immer so herzlich wie bei dem jüngsten Treffen; nach dem Bruch Heinrichs VIII. mit Rom 1533 wurden Katholiken bis in das 19. Jahrhundert vom Vereinigten Königreich unterdrückt. Erst unter Elizabeth und seit ihrem Treffen mit Johannes XXIII. (1958-1963) entspannte sich das Verhältnis wieder.
Die Queen hielt sich übrigens nicht an die Kleidervorschriften. Da sie anglikanisch ist, gilt für sie das Protokoll mit weißen Kleidern für die Damen nicht. Üblicherweise - auch wenn dies nicht explizit für gekrönte Häupter gilt - tragen viele Frauen jedoch dunkle Farben, wenn sie den Heiligen Vater treffen. Anders die für ihre farbenfrohen Kostüme bekannte Elizabeth: Sie trug einen fliederfarbenen Zweiteiler und den obligatorischen und natürlich farblich passenden Hut. Die Kleiderwahl passte jedoch zum Charakter des Treffens, das nach Auskunft von Vatikansprecher Federico Lombardi auf Wunsch beider Seiten bewusst "unförmlich und vertraut" gehalten wurde.
Kein reines Geplänkel
Die Schwerpunkte, die Franziskus in der Weltkirche setzt, spiegeln sich aber auch in den Treffen mit seinen adeligen Gästen wider. So trifft der Papst bei weitem nicht nur die europäischen Monarchen, sondern geht auch in diesem Punkt an den Rand. Erst vor wenigen Wochen unterhielt er sich beispielsweise mit dem König von Tonga, Tupou VI., über Umweltprobleme. Tupou hatte zuvor an der Erhebung des ersten Kardinals seines ozeanischen Inselstaates teilgenommen. Soane Patita Paini Mafi (53) ist Oberhirte von rund 14.300 Katholiken.
Zum reinen Geplänkel lässt Franziskus die Audienzen ebenfalls nicht verkommen: Auch wenn gerade die europäischen Königshäuser nur noch begrenzt Einfluss auf das politische Geschehen nehmen können, spart Franziskus heikle Themen nicht aus. So sprach er mit dem spanischen Königspaar über die Situation der katholischen Kirche im offiziell nicht-konfessionellen Staat und mit König Abdullah II. von Jordanien über den Friedensprozess in Nahost und Fragen des interreligiösen Dialogs.
Weit mehr als über die Gespräche sickert oft über die jeweiligen Geschenke durch: So gab es für Queen Elizabeth einen blauen Globus mit einem Kreuz für Baby-Prinz George, im Gegenzug erhielt Franziskus einen Präsentkorb mit Bio-Produkten der königlichen Ländereien und Whisky. Von den Spaniern gab es für den Papst eine Kopie des Buches "Handorakel und Kunst der Weltklugheit" des spanischen Jesuiten Baltasar Gracian (1601-1658). Franziskus revanchierte sich mit einem Relief von einem alten Plan des Petersplatzes und eines Ausgabe seines Schreibens "Evangelii Gaudium". Von Mathilde und Philippe aus Belgien bekam der Papst eine Krippe aus Keramik. (mit Material von KNA)
Von Sophia Michalzik