Frage nicht auf Debatte um Zugang zu Weiheämtern verengen

Fernández: Beim Thema Frauen in der Kirche geht es auch um Macht

Veröffentlicht am 09.07.2023 um 13:49 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Wenn das Nachdenken über ihre Rolle keine Konsequenzen habe, werde es "immer unbefriedigend bleiben": Der neue Glaubenspräfekt Víctor Fernández äußert sich zum Thema Frauen in der Kirche – und zum Segnungsverbot homosexueller Paare.

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Der künftige Leiter der obersten Glaubensbehörde im Vatikan, Erzbischof Víctor Fernández, meint, dass es beim Thema Frauen in der Kirche auch um eine Machtfrage geht. In einem Interview der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" (Sonntag) sagte der argentinische Erzbischof und Theologe: "Wenn das Nachdenken über die Rolle der Frauen in der Kirche keine praktischen Konsequenzen hat, wenn man nicht die Frage nach der Macht in der Kirche stellt und wenn man nicht in der Lage ist, den Frauen Bereiche zu geben, in denen sie mehr Einfluss haben, dann wird dieses Nachdenken immer unbefriedigend bleiben."

Zugleich sprach sich Fernández, der nach dem Wilen des Papstes ab September die Glaubensbehörde im Vatikan leiten soll, dagegen aus, die Frage auf eine Debatte um einen Zugang von Frauen zu Weiheämtern zu verengen. "Das wäre eine Verarmung dieser Idee", sagte Fernandez.

Vatikanisches Segnungsverbot "präzisieren"

In dem Interview äußerte sich Fernandez auch zum Verbot der Segnung homosexueller Paare, das die Glaubensbehörde im Februar 2021 in Form einer theologischen "Antwort" formuliert hatte. Fernandez sagte dazu: "Ich glaube, es ist weiterhin möglich, diese Aussage zu präzisieren, zu ergänzen und zu verbessern – und sie hoffentlich besser von den Lehren von Papst Franziskus erhellen zu lassen."

Auf die Frage, ob die Glaubensbehörde künftig theologische Irrtümer nicht mehr korrigieren werde, antwortete Fernandez: "Was Franziskus angedeutet hat, bedeutet, dass die Glaubenslehre nicht so sehr dadurch gepflegt wird, dass man kontrolliert, bestraft und verbietet, sondern vor allem, indem wir unser Verständnis vertiefen und ihren ganzen Reichtum zum Blühen bringen, indem wir sie studieren und den Dialog unter Theologen, aber auch mit der heutigen Welt suchen."

Fernandez deutete auch an, dass es im Sinne von Papst Franziskus sei, wenn künftig regional und kulturell unterschiedliche Wege des Glaubens und der kirchlichen Existenz mehr respektiert werden. Wörtlich sagte der langjährige Dekan der Katholischen Universität von Argentinien: "Die Frage der Inkulturation ist ein Thema, das Papst Franziskus ganz besonders am Herzen liegt. (...) Er hat einen riesigen Respekt für die unterschiedlichen Weisen, katholisch zu sein, die in verschiedenen Teilen der Welt existieren, und er mag Forderungen nach Einförmigkeit überhaupt nicht. Denn das wäre ein Verrat am Heiligen Geist, dessen Kreativität unerschöpflich ist." (KNA)