Fernández wünscht sich Kirche als Ort des Respekts

Künftiger Glaubenspräfekt über Kardinalswürde: Zu groß für mich

Veröffentlicht am 11.07.2023 um 11:26 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Unter den 21 am Sonntag neu ernannten Kardinälen befindet sich auch der künftige Glaubenshüter des Vatikan. Doch die Aufnahme in den Kreis der Purpurträger empfindet Erzbischof Víctor Manuel Fernández als zu große Würde.

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Der designierte Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Erzbischof Víctor Manuel Fernández, hat sich demütig angesichts seiner Ernennung zum Kardinal gezeigt. "Diese Ernennung ist zu groß für mich", sagte Fernández am Dienstag in einem Interview mit dem spanischen Internetportal "Religión Digital". Schließlich erfordere die Kardinalswürde "den Mut, das Blut zu geben, falls es nötig sein sollte", so der argentinische Erzbischof. Er freue sich sehr über die Kardinalserhebung seiner beiden Landsleute Luis Pascual Dri und Erzbischof Angel Sixto Rossi. "Dri ist ein vorbildlicher und geduldiger Beichtvater, der mit großer Demut und Freude sehr vielen Menschen Gutes getan hat." Rossi, Jesuit und Oberhirte im argentinischen Córdoba, sei ein "Meister der Unterscheidung". Am Sonntag hatte Papst Franziskus 21 neue Kardinäle nominiert, die am 30. September in das Kardinalskollegium aufgenommen werden sollen.

Mit Blick auf die Geschichte des Glaubensdikasteriums kritisierte Fernández, dass in der Vergangenheit besonders mit Theologen aus Lateinamerika sehr restriktiv umgegangen worden sei. "Viele europäische Theologen stellten die gleichen Thesen auf und wurden nicht sanktioniert." Er habe daher gegenüber der Glaubensbehörde die gleiche Freiheit für lateinamerikanische Theologen gefordert. "Ein lateinamerikanischer Präfekt ist ein bedeutendes Signal für eine Aufwertung der Peripherien", so Fernández über seine Berufung. Doch auch jetzt unter seinem spanischen Vorgänger Kardinal Luis Ladaria sei das Klima mit Blick auf das Dikasterium "sehr heiter".

Die Fußnote zum Kommunionempfang wiederverheirateter Geschiedener im Papstschreiben "Amoris laetitia" aus dem Jahr 2016 sei ein Beispiel "für das homogene Wachstum unseres Verständnisses eines Dogmas", erklärte Fernández. Die objektive Moral behalte ihre Kriterien, doch den jeweiligen Umständen werde ein neues Gewicht beigemessen, die zu einer neuen Praxis bei der Sakramentendisziplin geführt habe: "In einigen Fällen können Geschiedene in einer neuen Verbindung Zugang zu den Sakramenten erhalten", sagte Fernández. Die Kirche, die er sich erträume, sei ein Ort des Respekts, der Offenheit und des Mitleidens. "Die Kirche, die auf den Geist vertraut, lässt sich von ihm ergreifen, verändern und umbauen, sodass sie wieder ein leuchtender Kanal Gottes und des Lichts wird." Fernández tritt sein neues Amt als Glaubenspräfekt im September im Vatikan an. (rom)