Ablösung der historisch bedingten Zahlungen schon lange in der Diskussion

Wissenschaftlerin: Kirchen ohne Staatsleistungen neu aufstellen

Veröffentlicht am 11.07.2023 um 12:59 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Wenn die historisch bedingten Staatsleistungen abgelöst werden, müssen sich die Kirchen neu aufstellen, sagt die Wissenschaftlerin Vanessa Rau. Die Debatte um ein Ende der Finanzmittel läuft schon lange. Dabei geht es auch um Privilegien.

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Eine mögliche Ablösung der Staatsleistungen würde nach Worten der Wissenschaftlerin Vanessa Rau eine Neuaufstellung der Kirchen bedeuten. Zudem müssten sie einen Teil von "Privilegien" infrage stellen, sagte Rau am Dienstag im Deutschlandfunk. Sie hat gemeinsam mit Mahyar Nicoubin für die Bundeszentrale für Politische Bildung den Band "Religionsverfassungsrecht revisited" herausgegeben. Nicoubin sagte in demselben Interview, dass sich bei einer Ablösung der Staatsleistungen auch Aufgaben verschieben würden.

Die Staatsleistungen für die meisten katholischen Bistümer und die evangelischen Landeskirchen sind eine Art Entschädigung dafür, dass bei der Säkularisation 1803 viel Kirchenbesitz verstaatlicht wurde. Für die beiden großen Kirchen machen sie jährlich etwa 600 Millionen Euro aus; davon gehen rund 60 Prozent an die evangelischen Landeskirchen. Seit langem sollen diese Ausgleichszahlungen abgelöst werden, etwa mit einer hohen einmaligen Abschlusszahlung. Doch bisher haben Bund, Länder und Kirchen noch keine Lösung vereinbart.

Religion kann aus Sicht von Nicoubin "Diskursräume" bereichern: So würden manche Fragen in einer Tiefe beleuchtet, die woanders vielleicht fehle. Auch brächten Religionen Werte in eine Gesellschaft ein. Selbst wenn Menschen aus einer der Kirchen austräten, spiele Religion in ihrem Leben möglicherweise auch in der Praxis weiter eine Rolle. (KNA)