Weihbischof Wörner: Die Kirche ist nicht leibfeindlich
Der Augsburger Weihbischof Florian Wörner hat die Kirche gegen den Vorwurf verteidigt, sie sei leibfeindlich. "Die Kirche ist nicht leibfeindlich, wie ihr manchmal im Zusammenhang mit der Sexualmoral unterstellt wird; ganz im Gegenteil, niemand spricht so positiv vom Leib wie die Kirche", sagte Wörner in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag). "Keiner misst dem Leib eine so hohe Würde bei wie das Christentum." Der Weihbischof verwies auf den Korintherbrief des Apostels Paulus, in dem der Leib als Tempel des Heiligen Geistes bezeichnet wird. Gott selbst habe in Jesus Christus einen menschlichen Leib angenommen. "Daher gilt es, gut umzugehen mit dem Leib, er hat eine eigene Würde. Er darf uns nicht egal sein."
Der Weihbischof verwies auf die "Theologie des Leibes" von Papst Johannes Paul II. (1978-2005), die "eine ganz wichtige Botschaft für die Auseinandersetzung unserer Tage" sei. In 133 Katechesen zwischen 1979 und 1984 hatte der Papst eine Theologie entwickelt, in der Liebe und die Bedeutung der Sexualität nach Gottes Schöpfungsplan im Mittelpunkt stehen. Der Leib wird in seiner besonderen Bestimmung als Mann und Frau demnach als Gottesoffenbarung betrachtet. "Ich bin überzeugt, dass die große Zeit der Theologie des Leibes noch kommen wird", betonte Wörner im Interview. "Wir stehen erst am Anfang, gerade im deutschsprachigen Raum." Er sehe seine Aufgabe darin, an der Verbreitung zu arbeiten. Auf die Frage, wie er diese Erkenntnisse in seiner Funktion als Leiter der Hauptabteilung Schule im Bistum Augsburg umsetze, sagte Wörner: "Ich gehe da behutsam vor und möchte keinem etwas aufdrängen oder gar überstülpen." Er setze auf einzelne, die diese Theologie entdecken wollten. Die "Theologie des Leibes" trage in jedem Fall das Potenzial in sich, "ein Werkzeug der Evangelisierung zu sein, die wir in unseren Tagen so dringend brauchen".
Der Weihbischof warnte im Interview ebenfalls davor, dass die Würde des Menschen in allen Phasen seines Lebens in Gefahr sei, je weniger die Menschen an Gott glaubten und ihn ernst nähmen. "Das Sinken des Grundwasserspiegels des Glaubens in unseren Breiten hat auch Auswirkungen auf unsere Sichtweise des Menschen und wie wir Abtreibung bewerten." Dabei denke niemand so große vom Menschen wie Christen. Aufgabe von Geistlichen und Laien in diesem Feld sei es daher, die Stimme lauter als bisher zu erheben und "die Fahne für die Würde des menschlichen Lebens und seine Unantastbarkeit" hochzuhalten. (cbr)