Kardinalstaatssekretär Parolin kritisiert Vorgehen der Volksrepublik

China vorgeprescht – Papst ernennt nun auch Bischof für Shanghai

Veröffentlicht am 15.07.2023 um 14:11 Uhr – Lesedauer: 

Shanghai ‐ Die Volksrepublik China hat im April erneut einen katholischen Bischof ernannt ohne den Vatikan einzubeziehen. Nun zieht Papst Franziskus nach – in Sorge um das Wohl der Diözese und eine fruchtbare Ausübung des Bischofsamtes

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Das katholische Bistum Shanghai in China hat nun auch von kirchlicher Seite aus eine neue Leitung. Papst Franziskus ernannte Giuseppe Shen Bin (53) zum neuen Bischof, wie das vatikanische Presseamt am Samstag mitteilte. Die Volksrepublik China hatte Shen Bin bereits Anfang April vom Bistum Haimen nach Shanghai versetzt – ohne den Heiligen Stuhl bei diesem Schritt einzubeziehen.

Dieses Vorgehen widerspreche dem Geist des Dialogs und der Zusammenarbeit, auf den sich beide Seiten in einem Abkommen geeinigt haben, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview des Online-Portals Vatican News. Papst Franziskus habe dennoch entschieden, "die kirchenrechtliche Regelwidrigkeit zu heilen". Dabei habe er das Wohl der Diözese und eine fruchtbare Ausübung des Bischofsamtes im Blick gehabt. Shen Bin könne nun die Verbreitung der Frohen Botschaft vorantreiben und die kirchliche Gemeinschaft fördern. Zugleich solle er offene Fragen mit den chinesischen Behörden klären, etwa die Stellung der beiden Weihbischöfe in Shanghai.

2018 hatte der Heilige Stuhl mit China ein Geheimabkommen geschlossen, über dessen Inhalt offiziell zunächst nichts bekannt wurde. Parolin erklärte nun, in dem Dokument gehe es um das Grundprinzip der Einvernehmlichkeit, was Entscheidungen über Bischöfe anbelangt. Unklarheiten müssten in gutem Glauben und mit Weitblick gelöst werden. Dieser Punkt werde derzeit "in einem offenen Dialog und einer respektvollen Auseinandersetzung mit der chinesischen Seite" klar gemacht.

Shanghai symbolisch bedeutsamer Bischofssitz in China

Das Abkommen sei zuletzt am 22. Oktober 2022 um zwei Jahre verlängert worden, sagte der Kardinalstaatssekretär. Etwa einen Monat später hätten die chinesischen Behörden Giovanni Peng Weizhao zum Bischof von Yujiang erklärt, ohne den Heiligen Stuhl darüber zu informieren. Im Fall von Shen Bin habe es zwar eine Information gegeben, der Heilige Stuhl sei in die Entscheidung aber nicht einbezogen worden.

Shen Bin war 2010 mit Zustimmung des Heiligen Stuhls zum Bischof von Haimen ernannt worden. Im August 2022 wurde der heute 53-Jährige von der "Versammlung der katholischen Repräsentanten" zum Vorsitzenden der staatlichen und vom Vatikan nicht anerkannten "Bischofskonferenz der katholischen Kirche in China" gewählt. Kardinalstaatssekretär Parolin forderte eine Bischofskonferenz, die den kirchlichen Statuen entspreche.

Shanghai ist ein symbolisch bedeutsamer Bischofssitz in China. Der später zum Kardinal erhobene Bischof Ignatius Kung Pin-Mei war ab 1950 Bischof der Diözese. 1955 inhaftierte ihn die kommunistischen Machthaber. Er verbrachte 33 Jahre im Gefängnis und starb im Jahr 2000 im US-amerikanischen Exil. Jahrelang galt der Bischofssitz von Shanghai aus vatikanischer Sicht als unbesetzt. (KNA)